Die Welt meiner Vorstellung

23. Oktober 2017 at 18:46

Buch-8-Fantasy_SNIP_sciencefreak.jpgAh, es ist so phantastisch still. Häufig nehme ich garnicht wahr, wie still es manchmal ist, weil meine Gedanken so laut quatschen. Das ist krass, oder? Aber genau so ist es. Und bei mir ist zumindest das Lesen ein Anker gegen aufmüpfige Kopfgedanken. Wenn ich nicht will, daß mich permanent Gedanken über bestimmte Themen heimsuchen, so sperre ich diese unliebsamen Gäste oft aus, indem ich lese und mich halt auf ganz etwas anderes fokussiere.

Genau so funktioniert das Fokussieren: man legt absichtsvoll seine Gedanken auf ein Thema, das einem gefällt. Je stärker mein Fokus, desto „überzeugender“ das Ergebnis. Das funktioniert mit allem! Sitze ich beispielsweise auf meinem Balkon und mich stört irgendein Lärm, mir gelingt es aber, meinen Fokus umzulegen auf einen Buchinhalt, so höre ich den Lärm irgendwann nicht mehr, weil ich total auf die Geschichte fokussiert bin, die ich lese. Je mehr ich mich in die Geschichte hineinziehen lasse, in meine eigenen Vorstellungen, desto mehr verblaßt meine üblicherweise wahrgenommene Realität. Manchmal nach dem Lesen ist das Fokussieren auf meine Alltagswelt wie das Aufwachen aus einem Traum; mit lustigerweise dem Unterschied, daß mir eine Buchgeschichte in der Regel „realer“ vorkommt als ein Traum, weil ich sie ja im Wachzustand „erlebe“.

Ist denn das nicht absolut faszinierend, wieviele Welten wir gleichzeitig aufrechterhalten in unserer geistigen Wahrnehmung? Wir bemerken garnicht, was wir alles erschaffen an Welten oder Zusammenhängen, weil wir unsere Alltagswelt als die einzig gültige Wahrnehmung definieren. Doch mit all den anderen Eindrücken, die wir haben, wenn wir beispielsweise ein Buch lesen, uns einen Film anschauen, wenn wir den Berichten und Erzählungen eines Gegenübers lauschen, tauchen wir jedesmal ein in ein anderes Erlebens-Szenario. Indem wir unsere Vorstellung auf das legen, was ein anderer uns erzählt, tauchen wir ein in dessen Vorstellung, in dessen Geschichte. Indem wir dies tun, haben wir teil an der Vorstellungswelt eines anderen. Jeder ist sein eigenes Universum. Lassen wir uns auf die Vorstellungswelt eines anderen ein, so bietet uns das die Möglichkeit, dessen Universum, dessen Erlebniswelt nachzuvollziehen oder zu verstehen. Doch weil wir ausschließlich unsere als Alltagswelt definierte Realität als Bezugspunkt wählen, gleichen wir jegliches Erleben eines anderen ab mit unseren eigenen Vorstellungen, mit unserem eigenen Erleben und der Wahrnehmung dieser Welt.

Möwe-wegfliegen_SNIP_geralt.jpgEs ist kein „Abhauen“ aus dieser Realität, wenn ich lese oder mir Szenarien vorstelle, sondern im Gegenteil eine Bereicherung an Erlebnissen und Erfahrungen, die wir machen können. Bloß weil wir unseren 3D-Körper nicht einbeziehen in diese Art des Erlebens glauben wir, all jene Geschichten hätten keine Relevanz für uns, hätten mit der „Realität“ nichts zu tun. Doch das stimmt nicht, denn wir erweitern unsere Vorstellungskraft hierdurch. Wir haben vergessen, daß unser in der Wahrnehmung sehr eingegrenztes 3D-Leben nichts anderes ist, als genau solch ein Hineinfokussieren auf bestimmte Zusammenhänge. Wenn man das Higher Self als Bezugspunkt wählt, so könnte man sich vorstellen, daß dieses Higher Self als übergeordnete Bewußtseinsstruktur irgendwo „herumliegt“ und mein Leben träumt – um eine Analogie aus unserer eigenen Vorstellung zu wählen. Je stärker der Fokus, je physischer das Erleben.

Die spannende Frage wäre: Würde ich z.B. aus dieser 3D-Welt verschwinden, wenn ich den Fokus auf eine andere Welt so stark halte, daß ich eine andere Welt dann als meinen Erlebensraum hätte? Das ist im Prinzip, was passiert, wenn ich meinen „Traumkörper“ oder „Energiekörper“ aussende1 und meine Vorstellungskraft solcherart fokussiere, daß mein 3D-Körper sich dieser Vorstellung anpaßt und sozusagen meiner vorgegebenen Vorstellung folgt. Auf diese Weise können Schamanen beispielsweise Orte wechseln. Wie kann es denn sonst sein, daß wir, wenn wir in unserer Vorstellung Sport treiben, hierüber auch physisch Muskeln entwickeln oder auch andere Fähigkeiten?2

Je mehr wir lernen, mit dieser Art unserer Vorstellung zu spielen, desto offener wird unser Bewußtsein hierfür, und wir können hierüber tatsächlich lernen, mit unserem physischen Körper in jene anderen Vorstellungswelten zu reisen. Das Reisen dieser Art in unserer 3D-Welt nennen wir „Teleportation“; es ist aber ebenso möglich, uns „außerweltlich“ zu fokussieren und in andere Welten zu verschwinden, so wie es einige Zauberer3 beispielsweise getan haben.

Wir formen unsere jeweilige Erlebniswelt über unsere Vorstellungskraft sowie den Grad unseres Fokussierens. Je konzentrierter unser Fokus auf etwas, desto realer wird es für uns – ganz gleich, ob es sich hierbei um eine andere Welt handelt oder um bestimmte Erlebnisse oder Lebenszusammenhänge der gewohnten 3D-Welt. Vorstellung und Fokus, das sind die Bausteine, die unseren Erlebnissen und Erfahrungen zugrundeliegen. Von daher kann ich nur sagen, das ist doch eine phantastische Bereicherung, wenn ich hierdurch und durch die Anregung der Geschichten von anderen die Möglichkeit habe, zeitgleich x-zig verschiedene Welten kennenzulernen und mich in diesen bewegen kann!  🙂

(Spax  23.10.17)

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Fußnoten

  1. Dieser wird in schamanischen Kreisen manchmal auch als „Double“ bezeichnet. Ist dieses Double, unser innerer „Zweitkörper“? Ist es unser Emotionskörper? Ist es der Körper dessen, was ich „Higher Self“ nenne? Möglich. Doch solange wir kein bewußtes Gefühl und Empfinden für diesen Energiekörper entwickelt haben, können wir ihn auch nicht (tages)bewußt einsetzen. Jedenfalls senden wir diesen „Vorstellungskörper“ voraus in andere Zusammenhänge, in andere Vorstellungswelten.
  2. Dies ist in Forschungs-Programmen ausagiert und nachgewiesen worden: siehe z.B. Spiegel-Artikel vom 22.11.2001 oder der Internet-Artikel auf der Seite der Grenzwissenschaftler vom 4.6.2015.
  3. Siehe Castaneda. Die Gruppe der Seher um Don Juan, dessen Schüler Castaneda war, bezeichneten sich häufig als „Zauberer“.