gefangen in der Linearität

20. April 2020 at 01:45

Weiß nicht, weshalb fällt mir jetzt XY ein? – vielleicht, weil ich ein entsprechendes Stichwort im Kopf hatte. Naja, auch egal. Vor allem muß ich nicht fragen „warum“! Die „Warum“-Frage ist doch eigentlich generell überflüssig, oder? Führt sie mich zu Erklärungen, die ich benötige oder nicht? Sie führt auf jeden Fall zu allen möglichen Erklärungen, aber ob ich die brauche, weiß ich nicht. Denn eigentlich, wenn ich „aus dem Moment heraus“ leben möchte und meinen Impulsen folgen, erübrigt sich jegliche kausale Frage. Wir können sie trotzdem nicht lassen. Ständig stellen wir diese Fragen: „Warum ist das so?“, „Wie funktioniert das?“ – Dabei ist die Existenz „grundlos“: Man ist grundlos glücklich, wenn man verbunden ist, und man ist, wenn man existiert, ohne dies zu hinterfragen.

Abraham1 sagen immer „und ihr kommt wieder und wieder und wieder“, also auf das Inkarnieren bezogen. Aber es gibt doch auch Bewußtseinsanteile, die irgendwann nicht mehr physisch inkarnieren, oder? So wie Seth, so wie Jesus? – so wie alle Aufgewachten. Oder? Oder ist es eine andere Art der Inkarnation? Wäre es dann in der Physis eine „Materialisierung“ direkt aus dem Nichtphysischen, wo ich meiner Seele eine Gestalt gebe, ohne durch einen Geburtskanal zu gehen? Wenn die Physis doch das Nonplusultra sein soll, wie Abraham es darstellen, weshalb inkarnieren dann andere Bewußtseinsanteile nicht oder nicht mehr? Hat es nicht auch etwas zu tun mit Entwicklung? – und damit, bestimmte Entwicklungsstadien einer Seele oder eines Bewußtseinsanteils durchlaufen oder abgeschlossen zu haben?

Diese Sichtweise ist hier natürlich sehr an den physischen Prozeß angelehnt, wo sich auch stets alles entwickelt. Aber ist das physische Leben von der nichtphysischen Seelen-Perspektive aus betrachtet nicht lediglich eine Ansammlung von Erfahrungen, die man macht? Liegt hier nicht auch ein Knackpunkt, weil unsere linear verankerte Vorstellung uns stets suggeriert, eines folge aufs andere? Das ist uns so dermaßen innewohnend und verbunden mit uns, daß wir das niemals hinterfragen. Wir wünschen uns immer, daß eine Erfahrung irgendeinen Sinn habe. Aber Existenz ist der „Sinn“. Man existiert, weil man existiert. Und das Grundgefühl von Existenz ist Freude – in jedem Augenblick. Das ist der ganze Sinn, der untendrunter zu finden wäre.

Wir springen in neue Erfahrungen aus Neugier, beamen uns von einer Erfahrung zur nächsten. Man müßte doch dann die Frage stellen, welchen Sinn eine Erfahrung macht. Sind Erkenntnisse, die wir aus unseren Erfahrungen ableiten nicht lediglich ein Nebenprodukt der linearen Sichtweise? Wenn ich meine Erfahrungen stets an eine Sinnhaftigkeit knüpfe, versage ich mir jedenfalls unendlich viele Erfahrungen. Denn wir setzen uns nur in Bewegung – hin zu bestimmten Erfahrungen –, weil sie unserer Ansicht nach in unserem Leben einen Sinn ergeben sollen. Und diesen „Sinn“ denken wir uns ebenfalls selber aus. Genau das ist mit ein Grund, weshalb wir solche Schwierigkeiten haben, nach unseren Impulsen zu leben: weil sie nämlich für unseren Kopf keinen Sinn ergeben, sie nicht in unser lineares Konzept passen von dem Lebensentwurf, den wir in unserer Vorstellung unterhalten.

Aber wenn ich die Linearität mitsamt der Sinnfrage außen vor lasse, was bleibt dann? Genausowenig wie wir eine „grundlose Freude“ akzeptieren können, können wir eine „grundlos freudige Existenz“ akzeptieren. All unser Denken, das Suchen nach Sinn und nach Handlungsmotiven ist allein unserer Linearität geschuldet und unserem rationalen Denken, welches geeicht ist auf das Lineare und somit auf Kausalität. Wieder einmal ist es unser Kopf, der zwischen uns und einer direkten freudigen Handlung steht, unser rationales Denken. Ohne Kopfgedanken, von der inneren Stille heraus, ist das Leben und die Existenz nicht gebunden an „Sinnhaftigkeit“, Kausalität oder Erklärungen.

(Spax  20.4.20)

Siehe hierzu auch die Beiträge
  Kontinuität oder Flow  (18.3.13)
  Existenz  (7.1.17)

Download PDF

Fußnoten

  1. Abraham ist eine von Esther Hicks gechannelte nichtphysische Entität. Da es sich hierbei um den Ausdruck einer Gruppen-Identität handelt, sprechen sie von sich immer in der Mehrzahl.