Die Zecke der Gedanken

7. November 2020 at 04:51

Gedanken sind wie Werwölfe oder eigentlich viel schlimmer noch: wie Zecken! Erst wandeln sie sich, um dir schön zu tun und dich einzulullen, dann setzen sie sich mit Widerhaken in dir fest; und dann, ja dann: saugen sie dir das Blut aus und deine Lebenskraft. So sind unsere Kopfgedanken. Deshalb ist es gut, die eigene Wahrnehmung auf diejenigen Dinge zu pinnen, die ich für wesentlich halte. Wenn andere Leute andere Dinge für wesentlich halten, so ist das ja völlig in Ordnung.

Ich finde es ja häufig seltsam, was andere Leute tun und denken. Trotzdem habe ich mich hineinziehen lassen; man hat zumindest als Kind kaum eine andere Wahl. Doch wenn man weiß, wie nachteilig unser Denkmodell ist, wiegt es doppelt schwer, festzustellen, wie sehr man diesem Mechanismus selbst unterworfen ist. Unser gesamtes Weltbild baut hierauf auf, unsere gesamte Welt funktioniert auf diesem erlernten Fokus. Will man also interagieren mit der Welt, muß man sich auf diesen Mechanismus einlassen. Oder eben auch nicht! Aber dann muß man sich selbst trainieren und sein eigenes Gedankengebäude entsprechend umbauen. bewußt! wieder und wieder.

Die Gefahr liegt ja nicht so sehr darin, eine andere Weltsicht zu haben, sondern darin, daß jedesmal, wenn ich auf der Basis jenes Systems interagiere, das mir die Art und Weise der Interaktion mit anderen vorschreibt, wieder selbst in dieses Denkmodell hineingezogen werde. Dann fangen die Gedanken wieder an, ihren Tanz in meinem Gehirn aufzuführen, dann suggerieren sie mir wieder lauter Zeug, das ich nicht brauche und gut wäre, abzulegen.

Es wäre vorteilhaft, den Prozeß zur Stärkung der Bauchgedanken (Intuition) einzuüben, so daß dieser schlußendlich vorherrscht – und hierüber die Kopfgedanken auszuhungern. Es ist eine Übung, ein Prozeß. Da muß man so lange dranbleiben und diesen Fokus stärken, bis er greift und die üblichen Kopfgedanken überlagert. Hierbei ist gut zu wissen, daß der ursprünglich erlernte Mechanismus unseres Denkmodells nicht völlig wieder verschwindet. Es ist und bleibt jedoch immer und überall die Frage, worauf ich jeweils meinen Fokus lege. Solange meine Kopfgedanken aber der vorherrschende Fokus sind, bleibe ich eine Marionette dieses negativen Denkprozesses.

Erst wenn ich in der Lage bin, meine innere Stille zu entwickeln und meine Bauchgedanken zum vorherrschenden Fokus geworden sind, gelange ich zu einer „aktiven Authentizität“. Denn erst dann bin ich wieder mit dem ursprünglichen Mechanismus verbunden, der uns wieder mit unserer Lebensenergie verbindet, anstatt diese auszulagern oder durch den „unvorteilhaften Denkprozeß“ zu schwächen.

(Spax  7.11.20)

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