Vogelgedanken
Hm, wollt grad nochwas anderes schreiben, anderes Thema. Daher ist es okay, wenn ich bei den Seiten1 hüpfe wie meine Gedanken springen: weil meine Hand nicht so schnell ist wie meine Gedanken und diesen nicht so schnell folgen kann. Daher ist es gut, den nächsten Gedanken, der auftaucht, aufzuschreiben oder auf einem Stichwortzettel kurz zu notieren, dann vergeß ich nicht, was noch war. Gedanken sind ja instantly2 und von daher so schnell wie man nicht gucken kann, geschweige denn schreiben.
Ah, das zeigt mir noch etwas: Wenn ich mit der Hand schreibe, verlangsamt dies meinen Gedankenstrom! Denn im Kopf denke ich mit, was ich schreibe oder schaue mir zu dabei. Und das hält meine Gedanken „in Schach“ sozusagen. Daher ist Schreiben auch so wertvoll! 1) Es verlangsamt deine Gedanken, so daß du ihnen zuschauen kannst. Und wenn du deine Gedanken so verlangsamt hast, kannst du 2) besser wahrnehmen, was deren Inhalte sind und 3) mit dieser Wahrnehmung und diesem Erkennen die Gedankeninhalte ändern. Dies alles ist ein Prozeß, um sich selbst quasi vor Augen zu führen, was man denkt und was genau die eigenen Gedankeninhalte sind. „Nur darüber nachdenken“ genügt nicht. Um die falsche Persönlichkeit zu entlarven muß man sie sezieren – und dafür ist es gut, sie vor sich auf dem OP liegen zu haben, also auf dem Papier. Ich denke, daß längeres Alleinsein oder das Schweigen einen ähnlichen Effekt haben können.
Was mich immer wieder ärgert, ist die Flüchtigkeit meiner Gedanken. Wenn ich sie nicht sofort niederpinne – oder sollte ich sagen: niederstrecke? – sind sie fort, so schnell wie sie kamen. Wirklich, ich muß immer an so kleine Magnetklötzchen denken, die sich klick klick klick aneinanderreihen und aneinanderhaften. Die Magnetklötzchen sind die Alltags-3D-Kopfgedanken: wo z.B. ein Geräusch oder sonstwas für meine Sinne Aufdringliches meine Tageswahrnehmung auf sich zieht. Von daher könnte man sagen, daß unsere Sinneseindrücke uns in das Alltagsbewußtsein ziehen. Dafür sind sie ja schließlich gemacht.
Doch auf einer anderen Ebene, die in sich viele Ebenen und Wahrnehmungsschichten trägt, nehmen die Gedanken eine andere Form an. Dies sind die eher „träumerischen“ Zustände, wenn wir im Halbschlaf sind und das Tagesbewußtsein halb weggedriftet. Hier haben die Gedanken eine andere Qualität, hier sind sie eher wie Vögel, die kurz durch unsere Wahrnehmung driften und im nächsten Augenblick schon wieder aus dem Gesichtskreis verschwunden sind. Hier sind wir nicht verbunden mit unseren Sinneseindrücken des Alltags. Es handelt sich eher um „Stichworte“, die kurz in unserer Wahrnehmung aufflattern und auf und davon sind, wenn ich sie nicht einfange.
Das Schreiben bringt die „Vogelthemen“ aufs Papier, zu denen ich ansonsten mit der Alltagswahrnehmung keinen Zugang habe. Fängt man aber an, diese Art der Gedanken einzufangen, so gelange ich zu ganz anderen Themen, Schichten und Zusammenhängen. Was das angeht, sind diese Vogelgedanken gleichfalls wie kleine Magnete oder eher Magnetspäne, die ihre eigenen Muster bilden.
Ich gebe dem McKenna3 von daher recht: daß die schriftliche Autolyse („Selbstverdauung“) eines der effektivsten Mittel ist, all jene Dinge zu entlarven, die die eigene „falsche Persönlichkeit“ ausmachen. Man fängt mit den offensichtlichsten Dingen und Gedanken an, denjenigen, die uns im 3D-Modus (Alltagsmodus) halten.
A. hat gestern gesagt, sie hätte das Gefühl, sie hätte überhaupt keine Kontrolle über ihre Gedanken und also keine Kontrolle über ihr Leben. Womit sie vollkommen recht hat. Aber allein dies wahrzunehmen ist ein entscheidender Meilenstein! Denn hiermit erkennt sie das eigentliche Dilemma. Und die wenigsten dringen bis hierher vor. Denn um die Kontrolle über die eigenen Gedanken zu erlangen, muß man sich eben genau anschauen, wie sie funktionieren.
Interessant auch, was B. gesagt hat: wenn er im Garten sitzt und sich die Vöglein anschaut, beobachtet er, daß sie von hier nach dort fliegen und er fragt sich, welchem geheimnisvollen Muster sie folgen. Denn Vögel denken ja nicht nach über das, was sie tun, sie tun es einfach, sind ganz Vogel und im Hier+Jetzt. Sie antworten ihren Impulsen.
Dies ist der Unterschied zwischen den „Gedanken A“ (Tagesbewußtsein) und den „Impulsgedanken B“, welche mit dem Higher Self verbunden sind und mit unserer Innenwahrnehmung – wie passend, sie „Vogelgedanken“ zu nennen. ;-)) Jene „Vogelgedanken“ sind unsere Handlungsimpulse, denn die Vöglein denken nicht darüber nach, ob sie einem Impuls folgen, sondern folgen diesem. Wir verkomplizieren die Sache dadurch, daß wir unsere Impulse in Frage stellen – und machen uns hierdurch fortlaufend unglücklich, da wir eben diesen Impulsen nicht folgen, sondern unseren Kopfgedanken. Das Glücklichsein, welches jedoch alle so begehren und suchen, liegt allerdings exakt im direkten Antworten auf jene Impulsgedanken („antworten“ im Sinne von Handlung).
Je mehr ich in meinen Kopfgedanken zugange bin, desto mehr dränge ich diese Impulsgedanken in den Hintergrund und desto weniger nehme ich sie wahr. Doch weil wir trainiert sind in der Verwendung der Kopfgedanken, fangen wir an, die Impulsgedanken gleichfalls in dieser Manier zu betrachten und hinterfragen sie. So stehen wir uns selbst auf den Füßen, denn dieses Hinterfragen der eigentlichen Handlungsimpulse verhindert, daß wir den Eingebungen des Higher Self folgen. Wenn man dies weiß, könnte man z.B. als spielerische Übung eine Zeitlang unhinterfragt diesen Impulsen antworten (also handeln aufgrund dieser leisen Impulse) und schauen, was passiert und ob oder in welcher Weise sich unser Leben daraufhin verändert…
(Spax 6.5.14)
Fußnoten
- Seiten: siehe Morgenseiten.
- augenblicklich
- Jed McKenna: siehe Bücher.
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