mein Kino !
Wenn mich all diese Bewußtheitsdinge interessieren, muß ich sie nicht durch meine Befindlichkeiten und Gewohnheiten ausbremsen, gell.
Das ist schon so: wenn man aufgewacht ist, fragt man sich, wie man sich überhaupt auch nur für irgendetwas anderes als das Bewußtsein interessieren kann und dafür, sich mit dem eigenen Bewußtsein weiter und weiter zu strecken. Unser Tagesbewußtsein ist vollkommen gefangen, wie in einer Blase, schrecklich. Und das schlimmste ist, daß die Leute dies nicht wissen, weil sie es nicht spüren können.
Ganz erstaunlich nach wie vor, daß sich niemand groß für all diese Dinge interessiert. Ganz erstaunlich indeed. Denn wenn ich weiß, wie Bewußtsein funktioniert und aufgebaut ist, so kann ich es erst bewußt benutzen und einsetzen. Was nützt es mir, ob ich ein Auto bauen und wieder zerlegen kann, wenn ich meinen letzten Atemzug tu′? Aber zu wissen, wie man reist (spirituell), und wie man mit dem eigenen Bewußtsein seine eigene Transformation hinbekommt – in was auch immer –, das sind doch die Themen, um die sich jeder reißen müßte! Sich zu fragen: Wie haben manche Völker das hinbekommen, daß sie zeitgleich sich transformiert haben? Oder: Wie haben die Maya das hinbekommen, in Tula Wächter aufzustellen, die bis heute immer noch ihren Dienst tun und einen Großteil des Wissens bewachen?1 Und: Wie schaffe ich es, mich im Angesicht des Todes mit einem Brüllen ins Anderswo zu transformieren und immer und überall mir meiner Totalität bewußt zu bleiben?
Stattdessen hocken wir seit Äonen vor der immergleichen Tapete und sind hypnotisiert von dem Film, der da abläuft. Es ist wirklich, als würden wir ein Leben lang vor dem Fernseher sitzen und uns eine Show nach der anderen anschauen. Wir leben total passiv, was die Fragen des Bewußtseins betrifft – und also bezüglich unseres eigenen Lebens und (Da)Seins. Diesbezüglich kann man tatsächlich nichts tun für irgendeinen anderen, denn jeder muß für sich selbst all diese Dinge hinterfragen.
Solange die Menschheit nicht aufgewacht ist, stecken wir nicht einmal in den Kinderschuhen unserer Bewußtseinsreise, sondern sind und bleiben gefangen in diesem spannenden Bewußtseinsspiel, in das wir uns selbst verstrickt haben. Eigentlich ist das spannende an 3D doch die Frage: Wie funktioniert das Ganze überhaupt? Und hier innewohnend: Wie ist das Bewußtsein aufgebaut, damit all dies überhaupt möglich ist? Stattdessen sind wir geblendet vom Setting dieses Films, in dem wir selbst die Hauptrolle spielen. Nein anders noch: Indem wir uns selbst als Hauptdarsteller auf der Leinwand empfinden, nehmen wir garnicht wahr, daß dies lediglich eine 2D-Projektion ist. Wir wissen nicht einmal, daß wir selbst Hauptdarsteller sind, Zuschauer unseres eigenen Films sowie auch der Filmvorführer.
Der erste Erkenntnisschritt wäre von daher, die Beobachterposition im Zuschauerraum einzunehmen, damit ich überhaupt wahrnehme, was ich dort eigentlich treibe auf der Leinwand, in dem Film, der mein Leben darstellt. Denn erst, wenn ich all meine Handlungen selbst wahrnehmen und beobachten kann, kann ich sie auch ändern und habe einen Einfluß darauf, denn erst das gibt uns die Möglichkeit, unsere Automatismen zu erkennen. Der nächste Schritt wäre dann zu erkennen, daß ich selbst die treibende Kraft bin hinter allem, was mir scheinbar „von außen“ zustößt. Erst wenn ich erkenne, daß ich selbst der Filmvorführer bin, beginne ich eigenverantwortlich zu handeln, vorher nicht.
Und erst das Aufwachen wird mich letztendlich aus dem Kino katapultieren: die Erkenntnis, daß Film, Zuschauer und Vorführer untrennbar eine Einheit bilden. Erst mit dem Aufwachen kommen die Fragen: Was soll das alles? Wie funktioniert das überhaupt? etc. Erst mit dem Aufwachen erlange ich den Außenblick, der das Ganze als ein System erkennen kann. Ähnlich wie ich als Zuschauer zunächst wahrnehme, daß das, was ich mein Leben nenne, ein „Film“ ist, der fast ausschließlich geprägt ist von Automatismen.
Die Psychologie setzt uns in den Zuschauerraum. Die Religion gaukelt uns vor, der Vorführer wäre jemand anders als du selbst und bannt dich daher lebenslänglich als ewiges Opfer auf die Leinwand. An ein Aufwachen ist so nicht zu denken, pas de chance. Solange ich mich als ein Opfer fühle und – um bei der Analogie zu bleiben – glaube, daß Religion, Politik, Chef, Eltern oder sonst eine Autorität mein Leben lenkt und bestimmt, werde ich maximal immer nur zwischen Leinwand und gelegentlich dem Zuschauerraum hin und her pendeln. Daher ist der erste Schritt der Selbst-Erkenntnis, zum Beobachter des eigenen Lebens zu werden (Zuschauerraum) und alles zu hinterfragen, was diese Figur auf der Leinwand so tut und treibt und allem voran: denkt. Der nächste Schritt oder besser noch zeitgleich ist, aufzuhören über all die Dinge zu greinen, die dort auf der Leinwand passieren, sondern hinter die Kulisse zu schauen und zu erkennen, wer die Regie führt. Zu erkennen, daß es nichts anderes gibt im Universum als mich – so wie man dies eh empfindet – und ich diese Vorführung/Bilder/Geschichten erst ändern kann, wenn ich erkenne, daß ich selbst die Regie führe. Solange ich dies nicht erkennen kann, bleibt alle Interaktion und somit alles Leben immer nur ein Wechselspiel zwischen Filmgeschichte und Zuschauerposition. Auch hier keine Chance, aufzuwachen.
Von daher ist es nicht im mindesten erstaunlich, daß niemand sich für all die Bewußtseinsdinge interessiert, denn unsere Wahrnehmung ist total gefangen in diesen Automatismen.
(Spax 18.6.14)
Fußnoten
- Gemeint sind Figuren, die bei der historischen Stätte in Tula (Mexiko) auf dem Tempel des Quetzalcóatl zu finden sind. Don Juan, der spirituelle Lehrer von Castaneda, erklärt hierzu, daß diese Krieger-Skulpturen mit dem Wissen der alten toltekischen Zauberer geschaffen wurden; diese Figuren sind mit bestimmten „Formeln“ oder Schwingungen aufgeladen, die bis heute wirksam sind. Don Juan beschreibt diese Figuren als Wächter, die ein bestimmtes Wissen oder diese Stätte bewachen.
Von daher ist es nicht im mindesten erstaunlich, daß niemand sich für all die Bewußtseinsdinge interessiert, denn unsere Wahrnehmung ist total gefangen in diesen Automatismen.
Aber ich interessiere mich schon auch doch woooohl dafür! 🙂
Dafür bin ich auch unendlich dankbar – denn sonst würde ja garniemand meinen Blog lesen! 😉