Miniaturwelten
Ist es nicht erstaunlich, in was für eine „kleinteilige“, detaillierte Welt man eintauchen kann? Und sozusagen im eigenen Bewußtsein umherreisen kann. Vielleicht kann man es vergleichen, wie wenn ich eine Bewußtseinsreise durch meinen Körper machte und mich mit vollem Bewußtsein in jeweils irgendein Detail einfühle: Wie ist es, als Herz zu leben? Wie ist es, eine Vene zu sein? Wie ist es, eine Nierenzelle zu sein? etc. Und wenn ich mich als Niere fühle, bin ich Niere; wenn ich mich als Zehennagel empfinde, bin ich: Zehennagel usw. Es ist dieselbe Ausschließlichkeit, mit der ich in meinem Alltag meinen Fokus lenke: Ich erlebe jeweils das, worauf ich mich fokussiere. Was an diesem Beispiel auch deutlich wird: Obwohl ich auf irgendein Detail fixiert bin, so hängt doch alles miteinander zusammen und bildet ein Ganzes – meinen Körper (in der Analogie).
Für eine Niere ist das Erleben der Zähne sicher etwas recht andersartiges. Wie ist es, ein Ton zu sein, eine Vibration? Denn unterm Strich läuft es hierauf hinaus, denn alles ist Schwingung. Meine Schwingung ist der Ausdruck meines Erlebens. Doch gelenkt und hervorgerufen wird sie nach wie vor durch mein Bewußtsein – ob mir dies nun bewußt ist oder nicht. Setze ich absichtsvoll einen Fokus, so bin ich mehr in einer „Beobachterposition“; ist mir mein Fokus unbewußt, so bin ich mehr im direkten Erleben. Es sieht so aus, als würden wir immer zwischen diesen beiden Sichtweisen hin und her schwanken – grad so wie es die positiven und negativen Teilchen unserer Elektrizität machen und durch dieses „spannungsgeladene Verhalten“ den Strom erzeugen.
Doch was mich eigentlich fasziniert ist, daß es überhaupt so ungezählte viele andere Teile und Aspekte gibt, mit denen ich interagieren kann, obwohl doch deutlich ist, daß all diese Teile ebenfalls „zu mir“ gehören und ein Teil desselben Bewußtseins sind, dem auch mein eigener Fokus, mein eigenes Erleben entspringt. Daß Interaktion überhaupt möglich ist, finde ich grad am Erstaunlichsten; daß man sich selbst sozusagen in die Augen schauen kann und sich trotzdem nicht erkennt. Es ist verrückt, daß dies überhaupt funktioniert.
Nur durch Interaktion erschaffen wir weitere Ausdrucksmöglichkeiten für das Bewußtsein. Gäbe es kein „Anderes“, kein Gegenüber, so gäbe es auch kein Spannungsfeld und keine Interaktion welcher Art auch immer, es wäre nicht möglich.
Das Sein in purer Freude ist wirkt dagegen wie etwas Bewegungsloses – ich denke an die Yahyel,1 deren Botschaft sich immer so anhört: „Alles ist schön und wundervoll.“ In dem Erleben der Freude allein scheint keine Bewegung, keine Entwicklung zu sein. Erkenntnisse und ein Erleben wie wir es kennen, ist deutlich geprägt von einem Erleben in einem Spannungsfeld, im Wahrnehmen eines Gegenübers.
Gibt es das überhaupt, ein Gegenüber? Wenn ich mir vorstelle, ich würde komplett verschmelzen mit dem Großen+Ganzen2 oder auch nur eines Teils des Großen+Ganzen, zum Beispiel meiner Oversoul,3 so wäre mein Erleben ein ewiges Schweben. Wüßte ich dann, daß ich eine Oversoul wäre bzw. ein Teil von ihr? Würde ich ein Anderes überhaupt wahrnehmen können? In der Istheit der Dinge, des Erlebens, gibt es keine Zukunft! Und es scheint, als gäbe es auch keine Entwicklung – der Zustand eines Nirwana. Dies ist die allergrößte Schwierigkeit: herauszufinden, ob es auch abseits einer Dualität Entwicklung geben kann. Offenbar ist dies der Fall, denn wir können ja viele verschiedene Ausdrucksformen des Bewußtseins wahrnehmen: Sonnen, Planeten, andere Zivilisationen etc., doch dieses Andere scheint vom Erleben her nicht in der Dualität aufgehängt. Und doch müßte all dies Andere, selbst wenn es sich im Einheits-Erleben befindet, eine wie auch immer geartete Form der Dualität haben, denn sonst könnten all diese Ausformungen ebenfalls kein Anderes, kein Gegenüber wahrnehmen.
Dies ist eine äußerst spannende Frage, die ich wohl im Augenblick nicht lösen kann.
(Spax 1.6.15)
Fußnoten
- Vertreter dieser Zivilisation, z.B. Ishuwa, werden gechannelt von Shaun Swanson.
- Eine Oversoul ist ein Cluster persönlicher Bewußtseine; oft wird sie als „Gruppenseele“ bezeichnet.
- Siehe: Alles-was-Ist.
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