Carlos Castaneda – seine Bücher
[Beschäftigt man sich mit Castaneda, stolpert man unweigerlich über den Aspekt der psychotropen Pflanzen; weil dieser Aspekt wichtig ist für das Verständnis, habe ich den Abschnitt hierüber sowohl in diesem Beitrag als auch bei der Beschreibung über Castaneda angeführt.]
In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Bücher von Castaneda als „Geheimtip“ überall herumgereicht. Schwerpunktthema bildete hierbei vor allem die detaillierte Beschreibung seiner visionären Erlebnisse, die der Einnahme von Peyote1 (Kraftpflanze, Power-Plant) zugrundelagen. Peyote und folglich auch Marihuana (neben weiteren Substanzen) wurden als „bewußtseinserweiterte“ Substanzen gepriesen – und vermehrt eingenommen. Don Juan begründet seine Gabe von Peyote an Castaneda2 damit, die Einnahme von Peyote sei ein massiver Angriff auf das Alltagsbewußtsein (Erste Aufmerksamkeit) und daher in der Lage, unsere „normale Weltsicht“ tiefgreifend zu erschüttern. Da Castaneda sehr rigide in seinem Alltagsbewußtsein verhaftet war, würde durch die Gabe von Peyote dieser starre Schutzwall, mit dem die Zweitpersönlichkeit sich üblicherweise umgibt, erschüttert. Andere Schülerinnen und Schüler, die geistig flexibler waren, kamen ohne Peyote aus. Don Juan betont gleichermaßen, daß die Einnahme derartiger Substanzen sich nicht nur äußerst zerstörerisch auf den Körper auswirke, sondern gleichfalls die Gefahr bestünde, sich in diesen visionären Bereichen und Zuständen ebenso zu verirren wie es beim Bewußtsein der Zweitpersönlichkeit (des Alltagsbewußtseins) der Fall ist. Die Gefahr sei umso größer, je rigider eine Persönlichkeit strukturiert sei.
Im dritten seiner Bücher (Reise nach Ixtlan) hat Castaneda sein Aufwach-Erlebnis – die Zauberer haben einen schönen Ausdruck hierfür: „die Welt anhalten“. Mit diesem Erlebnis wird Castaneda bewußt, daß seine beiden ersten Bücher nichts mit der Entwicklung seines Bewußtseins oder gar dem Aufwachen zu tun haben und schreibt im Vorwort des dritten Buches:
In beiden Büchern ging ich von der Grundannahme aus, daß es, wenn man lernte, ein Zauberer zu sein, hauptsächlich auf die durch Einnahme psychotroper Pflanzen hervorgerufenen Zustände einer anderen Realität ankäme. […]
Meine durch diese Psychotropica bewirkte Wahrnehmung der Welt war so bizarr und eindrucksvoll gewesen, daß ich annehmen mußte, solche Zustände seien der einzige Weg zum Verständnis und Erlernen dessen, was Don Juan mich zu lehren versuchte.
Diese Annahme war falsch.
(Reise nach Ixtlan, Einleitung, S. 7; siehe auch Buchbeschreibung)
Daher lasse ich die ersten beiden Bücher Castanedas3 außer acht, weil sie nichts mit der Kernlehre Don Juans und dem Aufwachen zu tun haben – sie haben auch nicht die innewohnende Kraft wie die nachfolgenden Bücher.
Da ich fast sämtliche Bücher im englischen Original gelesen habe, führe ich für die deutschen Übersetzungen nur deren Titel an. Leider erschwert es die Idee des Fischer Verlages, alle Bücher Castanedas mit demselben oder einem ähnlichen Titelbild herauszugeben, auf den ersten Blick zu erkennen, daß es sich um unterschiedliche Werke handelt.
Weil ich sämtliche Bücher von Castaneda herausragend finde, kann ich sie alle gleichermaßen empfehlen. Wie in meinen Ausführungen über Castaneda und Don Juans Lehre ausgeführt, ist es für ein Verstehen essentiell, die Bücher in chronologischer Reihenfolge zu lesen; Ausnahmen sind gekennzeichnet.
3) Reise nach Ixtlan: Die Lehre des Don Juan, 253 S., Fischer Taschenbuch Verlag 1976 [1972]. (engl: Journey to Ixtlan)
In diesem Buch faßt Castaneda auf übersichtliche Weise die Kernaussagen und -übungen zusammen, mit denen Don Juan ihn in den ersten Jahren seiner Lehrzeit bekannt gemacht hat. Jeder Aspekt wird lebendig geschildert anhand der jeweiligen Erfahrungen und gestellten Aufgaben. Im zweiten Teil berichtet Castaneda von seinem eigenen Erlebnis „die Welt anzuhalten“. In einer Erzählung seines zweiten Lehrers, Don Genaro, wird verdeutlicht, welche Folgen auf die Wahrnehmung der Welt dieses Erlebnis hat.
Dieser gewaltige Moment in meinem Leben [das Anhalten der Welt] zwang mich, die Arbeit von zehn Jahren im einzelnen zu überprüfen. Es wurde mir klar, daß meine ursprüngliche Annahme über die Rolle der psychotropen Pflanzen falsch gewesen war. Sie waren nicht das Wesentliche an der Weltbeschreibung des Zauberers, vielmehr waren sie nur ein Hilfsmittel, um die Beschreibung sozusagen zu zementieren, die ich anders nicht hätte aufnehmen können. Mein beharrliches Festhalten an meiner Normalversion der Realität machte mich fast taub und blind für Don Juans Ziele. Der Gebrauch der psychotropen Pflanzen war daher nur durch meinen Mangel an Sensibilität erforderlich.
Bei der Überarbeitung meiner gesamten Feldnotizen wurde mir bewußt, daß Don Juan mir den größten Teil der neuen Beschreibung ganz zu Beginn unserer Verbindung durch das gegeben hatte, was er die „Techniken zum Anhalten der Welt“ nannte. In meinen ersten beiden Büchern schied ich diese Teile meiner Feldnotizen aus, weil sie sich nicht auf den Gebrauch der psychotropen Pflanzen bezogen. Ich habe sie nun wieder an ihren rechtmäßigen Platz in der Gesamtheit der Lehren Don Juans gestellt, und sie umfassen die ersten siebzehn Kapitel dieses Buches. Die letzten drei Kapitel enthalten die Feldnotizen über Ereignisse, die darin gipfelten, daß ich „die Welt anhielt“.
(Reise nach Ixtlan, Einleitung, S. 12)
4) Tales of Power, 295 S., Pocket Books 1974. (dt: Der Ring der Kraft: Don Juan in den Städten)
Recht spezifisch werden in diesem Buch die energetischen Strukturen bezogen auf den menschlichen Körper beschrieben – selbstverständlich immer aufgrund Castanedas eigenen spannenden Erlebnissen sowie der von Don Juan übertragenen Aufgaben. Das Buch gipfelt in der „Erklärung der Zauberer“, wobei die hintergründigen Absichten der gesamten Lehre erläutert werden und was letztlich zur „Totalität des Selbst“ führen soll. Das Buch endet mit einer widersinnig wirkenden Handlungsdemonstration dieser Lehren. Dieses Buch bezeichnet gleichfalls das Ende der physischen Begegnungen mit Don Juan, jedoch nicht mit dessen Lehren.4
5) The Second Ring of Power, 316 S., Hodder and Stoughton 1978 [1977]. (dt: Der zweite Ring der Kraft)
In diesem Buch macht man erstmalig Bekanntschaft mit weiteren Schülerinnen und Schülern der Lehrergruppe um Don Juan. Als Castaneda erkennen muß, daß sein Lehrer nicht mehr zur Verfügung steht – denn dieser ist ins Nichtphysische übergewechselt (s. Tales of Power) –, besucht Castaneda die anderen Schülerinnen und Schüler, um sich Klarheit über sein widersinniges Erlebnis zu verschaffen, mit dessen Beschreibung Tales of Power endet. Sofort wird er in einen Strudel von Ereignissen gezogen, die ihn sogar noch mehr verwirren und erschüttern. Castaneda schließt Freundschaft mit „La Gorda“ (eine der Schülerinnen) und in gemeinsamer Anstrengung erschließen sich ihnen die Verwicklungen der „Zweiten Aufmerksamkeit“, wobei sie auf Erlebnisse stoßen, zu denen das Tagesbewußtsein keinerlei Zugang hat… (Dieses Buch ist so spannend wie zum Teil auch verstörend.)
6) The Eagles Gift, 281 S., Arkana 1992 [1981]. (dt: Die Kunst des Pirschens)
The Eagles Gift ist der Bericht, wie Castaneda und La Gorda (s. The Second Ring of Power) weiterhin gemeinsam ihre Erlebnisse mit der Gruppe der Zauberer durch ihre Entwicklung und Bewußtmachung der „Zweiten Aufmerksamkeit“ ans Licht heben. Schlußendlich sind sie in der Lage, sich an alle Personen und Namen dieser Gruppe auch im Alltagsbewußtsein (Erste Aufmerksamkeit) zu erinnern. Beide sind sie schockiert, wie sie derart einschneidende Begegnungen, Erlebnisse und Lehren „vergessen“ konnten.
Daher werden im dritten Teil des Buches sämtliche Personen sowie deren Stellung in der Gruppe der Zauberer vorgestellt. Dieses Buch endet mit der Erinnerung und Erkenntnis über den Abschied bzw. die Transformation dieser Gruppe ins Nichtphysische.
7) The Fire from Within, 320 S., Black Swan 1991 [1984]. (dt: Das Feuer von innen)
In diesem Buch erinnert sich Castaneda an weitere Lehren, die energetischen Auswirkungen der Zweiten Aufmerksamkeit betreffend. Anhand zahlreicher Erlebnisse, Beispiele sowie Erklärungen von Don Juan werden die energetischen Verwicklungen dieses Bewußtseinszustandes aufgezeigt. Einen Schwerpunkt bildet die Beschreibung weiterer Kerneigenschaften des Bewußtseins und wie man sich diese nutzbar machen kann. Erstmals wird hier auch die Bedeutung des „Assemblage Points“ erwähnt: ein zentraler Energiepunkt im Energiefeld des Menschen, der für unsere Wahrnehmung zuständig ist sowie die vielfältigen Auswirkungen, wenn ein Seher in der Lage ist, diesen Fokus-Punkt zu verschieben und hierüber die Möglichkeit erhält, seine Wahrnehmung für zielgerichtete Erfahrungen zu nutzen.
Weitere für den Normalverstand unbegreifliche Zusammenhänge werden erläutert, die die Zauberer durch ihr Sehen zutage gefördert haben: z.B. die Kraft, die das menschliche Bewußtsein formt oder dieses auf spezifische Weise beeinflußt; was mit unserem Bewußtsein geschieht wenn wir sterben; oder wie lebendige Wesen es fertigbringen, aus einer unüberschaubaren Vielzahl energetischer Bewegungen und Strömungen sich eine spezifisch ausgeformte Welt zu erschaffen. (Sehr faszinierend; manches erscheint aufgrund der Natur der besprochenen Dinge etwas fremdartig.)
8) The Power of Silence: Further Lessons of Don Juan, 286 S., Simon and Schuster 1987. (dt: Die Kraft der Stille)
Müßte ich ein Lieblingsbuch von Castaneda wählen, so wäre es dieses. Ungezählte Erkenntnisse verdanke ich diesem Buch und es macht mir jedesmal wieder dieselbe Freude, es zu lesen. Der Schwerpunkt des Buches liegt in der Schilderung der abstrakten „Absichten von Spirit“. Vielleicht könnte man um des Verständnisses willen „Spirit“ in etwa mit dem „Higher Self“ vergleichen, mit den Bemühungen dieses Teils unseres Bewußtseins, der ein Leben lang bestrebt ist, sich Gehör zu verschaffen und stets an unsere Tür klopft, damit wir aufwachen. Genau um diese Kontaktaufnahme geht es in The Power of Silence: wie Spirit sich manifestiert, anklopft, es mit Tricks versucht, oder wenn Spirit eine winzige Lücke findet, sich niederläßt. Jedes Kapitel ist mit einer eindrücklichen Geschichte aus Don Juans Leben bestückt. Vor allem erfährt man in diesem Buch auch ein wenig von Don Juans eigener Werdegeschichte als Zauberer und Nagual.5
9) The Art of Dreaming, 260 S., Element 2004 [1993]. (dt: Die Kunst des Träumens)
Dies ist das einzige Buch, welches ich nicht komplett gelesen habe. Da Castanedas Erlebnisse in seinem Dreaming-Zustand äußerst bizarr sind, hatte ich es irgendwann aus der Hand gelegt, weil ich in meinem eigenen Erleben keine Referenzpunkte finden konnte. Wie in meiner Kurzbeschreibung (s.o.) erwähnt, handelt es sich nicht um ein Buch über Träume, sondern um eine Technik und einen Erfahrungsraum, den die Zauberer „Dreaming“ (das Träumen) nannten. Über Techniken, mit denen das luzide Träumen eingeübt werden kann, ist es ggf. möglich, einen winzigen Einblick in Bereiche dieser Art von Bewußtseinserweiterung, dieses Erlebnis- und Erkenntnisspielraums, zu erahnen.
In Castanedas vorigen Büchern werden verstreut Techniken, Wahrnehmungen und Resultate des Dreaming geschildert. Zwar wird in Kurzform auf essentielle Bereiche der Lehren auch in The Art of Dreaming eingegangen, doch meines Erachtens sind diese Erläuterungen in ihrer Komplexität nicht wirklich verstehbar, wenn man die vorigen Bücher nicht gelesen hat. Ohne die vorigen Bücher gelesen zu haben, wird man mit diesem Buch vermutlich nichts oder nur sehr wenig anfangen können. Und selbst wenn man glaubt, ein klein wenig von den Techniken und Zuständen des Dreaming verstanden zu haben, bleibt dieses Buch immer noch sehr rätselhaft.
Inhaltlich beschreibt Castaneda in The Art of Dreaming Erlebnisse und Begegnungen, mit denen er bei der Ausübung des Dreaming konfrontiert wird. Am ehesten kann man diese begreifen als Erlebnisse in anderen Welten als der unsrigen – doch ebenso real. (Sicherlich ein faszinierendes Buch, doch gleichermaßen auch verstörend.)
10) Magical Passes: The Practical Wisdom of the Shamans of Ancient Mexico, 225 S., HarperCollins Publishers 1998. (dt: Tensegrity: Die magischen Bewegungen der Zauberer; auch als DVD)
Dieses ist ein Praxisbuch. Nach vielen Jahren der Bemühungen, Erhellung über seine Erlebnisse der verschiedensten Bewußtseinsstadien zu rekonstruieren und zu begreifen, hat sich Castaneda entschieden, einen wesentlichen Teil der Übungen, die die Zauberer praktizierten, zu veröffentlichen. Diese Übungen wurden zuvor über Jahrtausende ausschließlich den Schülerinnen und Schülern der Zauberer weitergegeben, darüber hinaus wurden sie geheimgehalten. Castaneda hat sich vor allem deshalb für die Veröffentlichung dieser Übungen entschieden, weil er wußte, daß er derjenige war, der die Zauberer-Linie, welcher Don Juan zugehörig war, zu einem Ende bringt. Er und seine eigene kleine Gruppe waren die letzten dieser Linie, und Castaneda fiel die Aufgabe zu, „die Tür zu schließen“. Er war der Ansicht, daß er nicht das Recht hätte, solch wertvolles Wissen – ganz zu schweigen von den erheblichen positiven Wirkungen dieser Energie-Übungen – weiterhin geheim und somit der Welt vorzuenthalten.
Vor allem Castanedas Erkenntnisse bezüglich des Assemblage-Points (siehe u.a. auch The Fire from Within) und dessen Relevanz für unseren Wahrnehmungsfokus sowie die Energieverteilung in unserem Körper haben ihn dazu veranlaßt, mit diesem Wissen nach Außen zu gehen. Er war der Ansicht, daß jeder Mensch um diese Zusammenhänge wissen sollte. Castaneda hat in den 1990er Jahren Gruppen in dieser „Kunst unsere Energien umzuverteilen“ unterrichtet. Die Übungen sind ausführlich erklärt und mit zahlreichen hilfreichen Abbildungen versehen. Zum anschaulichen Verstehen existiert auch eine DVD-Version und mittlerweile findet man Videos auch auf YouTube. (Da es sich hierbei um ein Übungs-Buch handelt, kann man es auch lesen bzw. anwenden, ohne die vorigen Bücher zu kennen.)
11) The Wheel of Time: The Shamans of Ancient Mexico, Their Thoughts about Life, Death and the Universe, 290 S., Pocket Books 2001 [1998]. (dt: Das Rad der Zeit)
Dieses Buch ist eine Zusammenstellung von Zitaten von Don Juan aus Castanedas ersten acht Büchern. Nach den Zitaten eines jeden Buches gibt Castaneda einen Kommentar zu den spezifischen Situationen und Gegebenheiten, in denen er sich jeweils befand. Vor allem wenn man Don Juans Lehre und Castanedas Bücher nicht kennt ist dies ein wundervolles Buch, einen kleinen Einblick zu erhaschen. Es eignet sich in seiner konzentrierten Weisheit wunderbar zum verschenken. (Es ist auch hier nicht nötig, die vorigen Bücher zu kennen.)
12) The Active Side of Infinity, 272 S., Harper Perennial 2000 [1998]. (dt: Das Wirken der Unendlichkeit)
Auch dieses Buch ist eine kleine Besonderheit und kann separat gelesen werden, ohne die vorigen Bücher von Castaneda zu kennen. Am besten läßt es sich mit einem Zitat aus der Einleitung beschreiben:
Dieses Buch ist eine Zusammenstellung der denkwürdigen Ereignisse in meinem Leben. […]
Die Zusammenstellung denkwürdiger Ereignisse war für Don Juan und die Schamanen seiner Linie das Mittel, um ungenutzte Energie umzugruppieren. Die Grundvoraussetzung, um diese Sammlung zusammenzustellen war der aufrichtige und alles-umfassende Akt, schonungslos die Gesamtsumme sämtlicher Emotionen und Erkenntnisse zusammenzuführen, ohne auch nur irgendetwas auszulassen. Don Juan zufolge waren die Schamanen seiner Linie davon überzeugt, daß die Sammlung der denkwürdigen Ereignisse das notwendige Medium für die emotionale und energetische Anpassung darstellte, um sich – was die Wahrnehmung betrifft – in das Unbekannte vorzuwagen.
Don Juan beschrieb das Gesamtziel des schamanischen Wissens mit dem er umging als die Vorbereitung, um der definitiven Reise entgegentreten zu können: die Reise, zu der jedes menschliche Wesen am Ende seines Lebens aufbrechen muß. Er sagte, durch ihre Disziplin und Entschlossenheit, seien Schamanen fähig, nach dem Tod deren individuelle Bewußtheit (awareness) und Absicht beibehalten zu können. Für sie bezeichnete jenes vage idealistische Stadium, das moderne Menschen „Leben nach dem Tod“ nennen, einen sehr konkreten Ort – gefüllt bis zum Rand mit praktischen Belangen einer anderen Ordnung als die praktischen Belange des täglichen Lebens, doch mit einer ähnlichen funktionellen Praktikabilität. Don Juan meinte, daß für Schamanen die Sammlung der denkwürdigen Ereignisse ihres Lebens die Vorbereitung sei für deren Eintritt in jenen spezifischen Ort, den die Zauberer als die aktive Seite der Unendlichkeit bezeichneten.
(The Active Side of Inifnity, S. 1 f., eigene Übersetzung)
Wenn man bedenkt, daß Castaneda seine eigene „definitive Reise“ 1998 angetreten hat, wundert es nicht, daß dies sein letztes Buch war.
siehe auch die beiden Bücher von zwei Schülerinnen aus Castanedas Gruppe:
Florinda Donner-Grau: Traumwache, 404 S., Heyne Esoterik 1996 [1991]. (Buch)
Taisha Abelar: Die Zauberin, 288 S., Fischer Taschenbuch Verlag 1997 [1992]. (Buch)
Fußnoten
- Kakteenpflanze, aus welcher eine psychotrope Substanz gewonnen und als eine Art „Pille“ verarbeitet wird (Mescal Button).
- Siehe Tales of Power, S. 242 f.
- 1) Carlos Castaneda: The Teachings of Don Juan. A Yaqui-Way of Knowledge, Penguin Books 1976 [1968] (dt: Die Lehren des Don Juan). 2) Carlos Castaneda: Eine andere Wirklichkeit: Neue Gespräche mit Don Juan, Fischer Taschenbuch Verlag 1975 [1971] (engl: A Separate Reality).
- Die Gruppe der Zauberer, die Castaneda gelehrt haben, haben sich zeitgleich transformiert – was aus späteren Büchern ersichtlich wird.
- Hier unter anderem: jemand, der eine Gruppe von Zauberern anführt. Insgesamt ist das Nagual-Thema ein äußerst komplexer und wesentlicher Bestandteil der Lehren der Zauberer und gleichfalls eine Energie-Konfiguration.
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