Einflüsse
Was sind Außeneinflüsse und was sind „Inneneinflüsse“? Die Außeneinflüsse sind klar, es sind dies die Wahrnehmungen über meine Sinne: das Rauschen der Bäume oder der Autos ebenso wie Krachgeräusche; das Grün, die schönen bunten Farben, aber auch ein Novemberhimmel usw. Das, was uns am meisten beeinflußt, ist das gesprochene Wort – also jedenfalls im Tagesbewußtsein, was wir tagesbewußt wahrnehmen.
Auf der unbewußteren Ebene sind es mehr die Energien, die uns direkt beeinflussen oder anregen, die „Aura“, in der wir uns bewegen, könnte man sagen. Dieser Teil von uns reagiert daher auf die „Zwischentöne“ einer Unterhaltung. Dieser Teil nimmt wahr, in welcher Absicht zum Beispiel Worte gesprochen werden. Nur deshalb können wir Ironie verstehen: daß Worte mit eigentlich ungünstigem Inhalt in einer neckenden Absicht gesprochen werden. Der unbewußte Wahrnehmungsteil von uns erfaßt sofort, ob ein Mensch aufrichtig ist oder eine Situation bedrohlich. Daß wir diesem Teil aber so wenig über den Weg trauen, liegt an unserem Primärfokus auf das Tagesbewußtsein, welches stets all diese unbewußten Reaktionen aussperrt und auf eine rationale Ebene zieht. Die Ratio macht dann aus einer klaren direkten Wahrnehmung eine komplizierte Erklärung. Die Ratio achtet nicht auf all die Zwischentöne, sondern hört nur auf das gesprochene Wort und zieht Schlüsse, die bereits vorausgesetzt werden: Man hat bereits bestimmte Erwartungen an eine Situation oder ein Gegenüber, hat sich bereits ein Bild gemacht oder möchte selbst etwas bestimmtes erreichen, und durch dieses vorgefertigte Gedankengebäude wird dann alles interpretiert, was ich höre. Dies ist auch der Grund, weshalb niemand wirklich einem anderen aufmerksam zuhört, denn die eigene Erwartung sowie ein hier bereits angenommenes Vorab-Urteil verhindert die direkte Begegnung.
So zimmern wir uns unsere Welt: Alles, was wir wahrnehmen wird durch ein bereits bestehendes Interpretationsgerüst gefiltert. Dies hat zur Folge, daß wir nicht wirklich neue Erfahrungen machen können bzw. zu einem neuen Denken gelangen könnten, denn diese Art der beschränkten Wahrnehmung läßt nur Dinge zu, die meine Ratio zuläßt – aufgebaut auf einem wilden Gerüst von Vor-Annahmen und unseren Glaubenssätzen.
Weshalb ein Heiler, Schamane, Zauberer, Aufgewachter etc. einen so großen Einfluß haben kann, daß Leute ihm als Anhänger nachlaufen liegt daran, weil solch ein Mensch mit tieferen Schichten verbunden ist; diese Energie spiegelt sich in seiner Aura, in seiner Ausstrahlung. Und wie die Motten fliegen wir zum Licht; denn etwas in uns fühlt sich angesprochen und angezogen von dieser Energie: Es sind primär nicht die Worte, die ein Guru spricht, sondern die Aura der Integrität.
Das jedenfalls ist unser Spiel mit der Außenwahrnehmung. Wobei ja noch anzumerken ist, daß alles, was ich im Außen wahrnehme, eine Spiegelung bzw. Manifestation meiner Gedanken „von gestern“ ist. Genau betrachtet spielt sich daher mein gesamtes Leben in allein meinem eigenen Bewußtseinsfokus ab. Doch ist dieser Vorgang so komplex, daß wir es nicht bemerken. Mir ist nicht bewußt, auf welche Weise ich all diese Häuser, Bäume, Autos und anderen Menschen etc. geschaffen haben soll. Und das wiederum macht es unterhaltsam, weil ich mir auf diese Weise ein Gegenüber erschaffe, das mir zum Beispiel eine neue Perspektive darlegt – eine Perspektive, auf die mein Tagesbewußtsein (mein Primärfokus) bislang nicht gerichtet war. Es ist und bleibt ein Spiel des Bewußtseins mit sich selbst.
Was aber stellen nun „Inneneinflüsse“ dar? Sind dies nicht gleichfalls Teile meines Bewußtseins? Weshalb schätze ich diese als „wertvoller“ ein als all die Einflüsse meiner Außenwahrnehmung? Ganz einfach: Weil sie mich mit einem umfassenderen Teil von mir bzw. meines Bewußtseins verbinden als die Ratio. Die Ratio sowie unsere hierauf gründende/n Glaubenssätze und Weltanschauung nagelt uns auf das Immergleiche fest. Sie ist in Reinkultur eine Sackgasse für die Entwicklung, da wir dadurch, daß wir meinen, alles erklären zu können, unsere Welt und unsere Erfahrungen darin zu einem gigantischen Theoriegebäude machen. Aber von Formeln kann man auf Dauer nicht leben, man braucht auch etwas „zwischen die Zähne“. Was ich hiermit meine ist: Die Ratio nimmt uns unsere Lebendigkeit, verhindert ein direktes Erleben unserer Welt, weil die Welt nur noch ein Ding geworden ist, das man beschreiben kann. Die Ratio kennt keine Neugier, keine Überraschungen, kein Unbekanntes – sie glaubt von vornherein, sie könne einfach alles erklären. Und diese Ansicht tötet unsere Lebendigkeit, nimmt uns die Neugier und Abenteuerlust, etwas Neues auszuprobieren, nimmt den Zauber des Unbekannten. Doch die „Innenanregungen“ verbinden uns wieder hiermit, mit dem Gefühl der Lebendigkeit, der Neugier und dem Tatendrang. Da wir unserer Ratio aber solch eine Vormachtstellung eingeräumt haben – denn sie beherrscht unseren gesamten Primärfokus des Alltagsbewußtseins –, müssen wir uns dies erst wieder aneignen und einüben.
Anregungen, die von Innen kommen, sind einerseits Handlungsimpulse wie auch Eingebungen und Ideen, das Wahrnehmen all der Zwischentöne sowie damit einhergehend unser Glaube daran, unser Vertrauen hierein. Denn dies ist jener Teil, an dem die Ratio sofort und überall ihren Zweifel äußert. Unsere Innenwahrnehmung ist eine Ausdehnung unserer Welt, könnte man sagen. Denn nicht nur gelange ich zu anderen Erfahrungen und einem anderen Lebensgefühl, wenn ich mich z.B. nach meinen Impulsen ausrichte oder diese überhaupt wahrnehme, sondern im Stillewerden meines rationellen Denkprozesses werde ich befähigt, andere Welten und Realitäten wahrzunehmen, die ausschließlich über diesen Innenfokus erreichbar sind.
Ein gutes Beispiel hierfür sind Ufos: Die Ratio und unsere Glaubenssätze sagen „welch ein Unfug“ und sind daher nicht in der Lage, derlei Dinge wahrzunehmen. Doch ein offener strukturiertes Tagesbewußtsein, welches zumindest die Möglichkeit in Betracht zieht, daß auch Dinge existieren können, von denen ich bislang keine Kenntnis habe, schafft eine Erweiterung oder Öffnung in der eigenen Aura, auch derlei Dinge wahrzunehmen. So kann es also passieren, daß mehrere Leute nebeneinanderstehen und zwei sehen ein Ufo und drei andere sind nicht in der Lage, es zu sehen.
Meine größte Innenanregung geschieht im Schlaf, wenn mein Bewußtsein anderswo fokussiert ist, in vielen multidimensionalen Bereichen. Wache ich morgens auf, sind mir all diese Erlebnisse komplett unbewußt. Doch durch das Schreiben meiner Seiten1 erhasche ich häufig den einen oder anderen Faden und ziehe aus diesem mir tagesbewußt vollkommen unbewußten Teil meine allergrößten Erkenntnisse. Ich finde, das ist schon eine ziemliche Kunst: 1) überhaupt einen Draht haben zu können zu etwas, was mir tagesbewußt „un-bewußt“ ist und 2) daß es möglich ist, all jene Erkenntnisse, mit denen ich auf anderen Bewußtseinsetagen dennoch verbunden bin, herüberziehen kann in mein Tagesbewußtsein. Das ist so erstaunlich wie spannend und wie ich finde: unendlich bereichernder als ewig nur mit demselben Quirl meinen rationalen Gedankeninhalt durchzurühren. Bei dieser „Schaumschlägerei“ kommt nichts Neues heraus, er dreht sich immer nur um sich selbst, der ganze Brei; doch durch meinen Innenfokus und das Wahrnehmen meiner Innenanregungen erhalte ich immer ein kleines neues Fitzelchen einer neuen Erkenntnis. Das ist bezeichnend für Lebendigkeit und stachelt die Neugier an und die Freude auf mehr…
Fußnoten
- Seiten = Morgenseiten.
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