Blase der Stille

28. Juni 2016 at 01:03

Fantasiewelt-3_SNIP_MysticsartdesignAh, wie schön still das ist 🙂  Wie sehr ich das doch liebe. Man hört nur die Vögelchen und die Luft ist warm und träge. Es erinnert mich an Sommertage in den Feldern – wenn die Hitze steht und nach „Ährenstaub“ riecht; wenn man nichts hört außer dem leisen Knistern in den Halmen, das „Aufpoppen“ der Körnerhüllen. Träge und schwer lastet dann die Luft, die wie am Boden klebt. Und über und in alldem ist die Stille. Immer will ich sie atmen, sie in jede meiner Poren saugen – mit meiner Haut, mit meiner Lunge, mit meinem ganzen Wesen. Es ist, als könne ich das Universum umfangen in dieser Stille – und Dinge wahrnehmen, die sich mir sonst entziehen.

Ganz still war es auch heute Nacht. So, daß ich am Fenster stand und sie mit offenem Mund trinken wollt′, die Stille. So still war es, ganz still. Nichts geht über die innere Stille, wenn ich sie empfinde. Aber so eine Art äußere Stille ist ein ebensolches Geschenk. Vor allem erinnert sich der Körper in der äußeren Stille an die innere Stille, erzeugt diese dann möglicherweise allein aufgrund der Erinnerung hieran, die die äußere Stille in mir antriggert.

Die Liebe ist immer in mir. Die Liebe ist direkt mit der Stille verbunden. Ich spreche von der bedingungslosen Liebe, nicht jener, die sich abhängig macht von äußeren Gegebenheiten. Welch eine Wohltat! Alle Geräusche sind wie draufgelegt auf diese Stille, sie können sie nicht zerreißen. Das ist ein interessanter Aspekt, denn es sagt mir, daß ich jeweils herausgefallen bin aus mir und meiner inneren Verbindung, sobald ich mich als „in der Welt der Geräusche“ empfinde. Denn dort ist alles laut und wuselig und unruhig und es scheint mir unmöglich, wieder in meine „Blase der Stille“ zu gelangen. Mit diesem Bild wird mir auch deutlich, weshalb ich die Stille oder den Zustand, „in der Stille zu sein“, als eine Blase bezeichne. Denn zwischen dem Außen und meinem Innen ist wie eine Membran. Bin ich in der Stille-Blase erscheint mir die äußere Welt so fern, als sei sie nicht wirklich Teil dieser Blase, sondern eben etwas, das außerhalb von ihr stattfindet.

Doch in meiner Stille-Blase finde ich das gesamte Universum! Und jede Entscheidung, die ich in meiner Stille treffe, ist ein Fließen, ist wie von Liebe umhüllt. Hier gibt es weder „Sollte“ noch „müßte“. Alles ist und meine Handlungen sind eingebettet hierin. Daher wohl auch meine häufige Abwehr, mich ins Außen zu begeben, denn sobald ich unter Menschen gehe, falle ich sogut wie immer wieder heraus aus meiner Stille. Und ganz offensichtlich gehört zum Herausfallen an allererster Stelle auch das Sprechen; es ist, als würde jedes Wort die innere Stille zerreißen. Denn das Sprechen besitzt bereits die Energie des Außen. Denn allein die Worte anderer regen automatisch wieder bestimmte Gedankengänge an; Gedanken, die mit der Außenwelt verknüpft sind. Doch in der Stille, da ist das Schweigen…

(Spax  28.6.16)

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