Mächtige Blutlinien
Was wir an „Belegmaterial“ für frühere Lebens- oder Denkweisen finden, stammt vorwiegend aus den Herrscherhäusern oder aus alten Schriften, die die jeweiligen Lebenszusammenhänge oder Philosophie beschreiben. Vielleicht also hatte Kaiser Maximilian I recht mit seiner Annahme, daß man „etwas hinterlassen“ müsse, um „in die Ewigkeit“ oder die Erinnerung einzugehen. Doch auch hier bleibt das Rätsel der Deutung. Denn wenn ich davon ausgehe, daß ein bestimmtes Wissen über bestimmte Zusammenhänge weitergegeben wurde, so ist dieses Wissen zwangsläufig verwässert über die Jahrhunderte oder Jahrtausende, d.h. für spätere Generationen nicht mehr verstehbar, und „Normalpersonen“ haben es schwerer, all diese Dinge korrekt zu deuten, eben weil ihnen die Hintergründe fehlen.
Unser Aufwachsen in der modernen Welt beinhaltet keine mystischen Zusammenhänge mehr. Wenn ich mir vorstelle, jemand ohne den erforderlichen Hintergrund gelangt in eine Position des Herrschens und erhält ein paar entsprechende Informationen, so wird es schwer sein, diese zu integrieren.
Hieran wird deutlich, weshalb auf die „Blutlinien“ so viel Wert gelegt wird oder wurde; denn im Blut fließen spezifische Informationen, möglicherweise sogar ein bestimmtes Wissen. Wenn ich davon ausgehe, daß genetische Informationen durch das Wissen gebildet werden, das ein Lebewesen angesammelt hat, so wird deutlich, weshalb Adelige oder Herrscherhäuser solch großen Wert auf die „Reinheit des Blutes“ gelegt haben. Denn das „Herrscherwissen“ sollte nur in den Herrscherlinien weitergegeben werden. Dies aber ist in einer so spannenden Welt wie wir sie vorfinden nicht möglich einzuhalten. Wir haben ja innewohnend diese Entdecker- und Ausprobierfreude und wollen eben alles mal ausprobiert haben, was uns so in den Sinn kommt oder wohin unsere Neugier uns zieht – nicht zu vergessen diesen Kitzel und die Aufregung, die es mit sich bringt, wenn wir etwas „verbotenes“ tun: und ein Herrscher sich in eine Dienstmagd verliebt oder in noch weiterer Ferne die Götter solchen Gefallen an ihrer Menschenschöpfung fanden…
(Spax 27.2.15)
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