Zweitpersönlichkeit

Als „Zweit­persönlich­keit“ be­zeich­ne ich das Re­sul­tat ei­ner Ver­la­ge­rung un­se­res Be­wußt­seins-Fo­kusses fort vom Höher­en Selbst, wie wir dies seit un­se­rer Ge­burt trai­nie­ren bzw. durch un­se­re Er­zie­hung in die­sen Akt hin­ein­ge­p­reßt wer­den (ich be­zie­he mich hier auf die mensch­li­che Er­fah­rung all­ge­mein).

Wir wer­den als Kin­der grundsätz­lich von un­se­rer ei­ge­nen Wahr­neh­mung weg-er­zo­gen, bis wir nach und nach der­art ver­un­si­chert sind, daß wir un­se­rer ei­ge­nen Wahr­neh­mung nicht mehr trau­en. Statt des­sen er­hal­ten wir einen Er­satz, nämlich ei­ne Be­schrei­bung der Welt, wie sie rings um uns her in­ter­pre­tiert wird. Al­les hierüber hin­aus­ge­hen­de scheint nicht zu exis­tie­ren. Auf die­se Wei­se er­hal­ten wir ein ein­ge­grenz­tes Le­ben­sum­feld, in dem wir auf­grund die­ser Ab­spra­chen mit­ein­an­der agie­ren können.

Auf die­se Wei­se ler­nen wir, den Im­pul­sen des Höher­en Selbst im­mer mehr zu mißtrau­en, bis wir die­se manch­mal gar­nicht mehr wahr­neh­men können. Un­se­re Wahr­neh­mung ver­la­gert sich mehr und mehr auf die Außen­welt. Da das, was uns in­ner­lich aus­macht, nicht mehr wert­geschätzt wird, ler­nen wir, un­se­re an­ge­bo­re­ne in­ne­re Wer­tig­keit durch äußere Wer­tig­kei­ten zu er­set­zen.

Doch erst da­durch, daß wir mit un­se­rem Ta­ges­be­wußtsein nicht mehr primär iden­ti­fi­ziert sind mit dem Höher­en Selbst, sind wir in der La­ge, von die­sem et­was di­stan­zier­te­ren Stand­punkt aus, das Höhe­re Selbst über­haupt als sol­ches wahr­zu­neh­men, zu be­trach­ten und die ver­schie­de­nen Be­wußtseinsa­spek­te zu un­ter­su­chen. Die­ser spe­zi­el­le, ein­ge­grenz­te Fo­kus er­schließt uns Er­fah­rungsräume, die ein­zig­ar­tig sind und nicht möglich oh­ne die­se Ver­schie­bung des Fo­kus­ses.

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