zweigeteilt…

7. April 2017 at 02:11

gold-lila_doppelt_SNIP_michaelwedermannMan kann durchaus sagen, daß alles, was schön ist und natürlich und positiv, die Domäne des inneren Selbst ist, und alles, was negativ ist, ist das Reich des Ego, des Mind,1 der Zweitpersönlichkeit. Das ergibt Sinn, denn hierdurch wird deutlich, daß unser gesamtes Dualitäts-Konzept etwas in sich künstliches ist. Um die Dualität überhaupt zu erschaffen, haben wir die Zweitpersönlichkeit kreiert. Das stimmt genau, denn in allen multidimensionalen Zusammenhängen gibt es nur den Ausdruck im Jetzt, den Ausdruck von Allem-was-Ist, in Einheit. Und zu diesem Ausdruck oder Sich-ausdrücken gibt es keine „Opposition“, alles ist verwurzelt im fließenden Sein.

Wir müssen viel Energie und Kraft aufwenden, um die Dualität überhaupt zu erschaffen. Auch aus diesem Grund ist man aufgewacht, sobald man die Zweitpersönlichkeit „abgelegt“ hat bzw. sich nicht weiter mit ihr identifiziert oder über sie definiert. Weiterhin wird an diesem Bild deutlich, weshalb man beim Aufwachen die Dualität transzendiert und das duale Konzept, sobald man mit dem Sein verbunden ist, dann überhaupt keinen Sinn mehr ergibt. Löst man sich also von der Identifikation mit der Zweitpersönlichkeit, löst man sich zeitgleich von dem dualen Konzept und ist dann automatisch wieder verbunden mit Multi-D, mit Allem-was-Ist und drückt sich im natürlichen Sein aus.

Weshalb spielt bei diesem Prozeß aber unser Verhalten eine so große Rolle? Weil wir sind wie Automaten mit unseren kleinlichen Kopfgedanken, die vorwiegend negativer Natur sind, und unseren Emotionsknöpfen, denn wir identifizieren uns mit beidem, unseren Kopfgedanken wie unseren ausgelösten Emotionen. Hierüber definieren wir unser Selbstbild. Entzieht man dieser Art der Identifikation die Grundlage, so spüren wir wieder unsere Verbindung zu Allem-was-Ist und werden überhaupt erst handlungsfähig – in einem natürlichen Sinne –, weil wir nun frei fließen können mit den Energien.

Es geht also mehr um das Spüren unserer Verbundenheit mit allem, was uns umgibt, darum zu lernen, uns wieder mit allen Dingen bzw. Energien zu verbinden, anstatt uns über sie jeweils zu definieren. Erst das Spüren dieser Art der Verbundenheit macht uns innerlich wieder weit und groß, zentriert uns in der Glückseligkeit unseres Seins. Deshalb stimmt es, wenn ich sage, alles Negative ist ein Aspekt der Zweitpersönlichkeit.

Durch das Training des Kriegers2 werden die Angewohnheiten im Denken und Fühlen, die mit der Zweitpersönlichkeit verknüpft sind, ausgehungert. Und hierbei genügt es nicht, hin und wieder einmal jenes wunderbare Empfinden der Verbundenheit zu spüren, sondern es ist relevant, diese Art des Erlebens und Wahrnehmens wieder und wieder zu stärken, bis dieser Zustand zu unserem normalen Lebensgefühl wird. Aus diesem Grund trainiert der Krieger erwünschte Handlungen und Gedanken.

Gesichter-Double_SNIP_geraltDoch solange wir in unseren physischen Zusammenhängen leben, lauert die Zweitpersönlichkeit immer grad am Rand unserer Wahrnehmung – z.B. wenn der Krieger auf die positive Ausrichtung seines Bewußtseins fokussiert ist – und nutzt jede Gelegenheit und jeden Trick, wieder die „Herrschaft“ über uns und unser Leben zu erlangen. Also nicht die Zweitpersönlichkeit „tut“ hier irgendetwas, sondern sobald wir ein wenig abgelenkt sind in unserem Fokus oder wir uns gestatten, ab und an wieder Gedanken über den Lauf der Welt oder unseren Platz darin usw. zu unterhalten, stärken wir sofort die alten Muster und hiermit die Zweitpersönlichkeit, die mit all diesen Gedanken, Sorgen, Grübeleien, Konzepten etc. verwoben ist. Das ist der Grund, weshalb ein Krieger stets wachsam bleibt für Anzeichen und Nuancen all dieser Mechanismen und es sich nicht leisten kann, in seinem Fokus nachzulassen. Aus diesem Grund bleibt der Krieger beharrlich und läßt seine Übungen, sein Training nicht schleifen, indem er sich z.B. einfach in all die wunderbaren Gefühle und Erlebnisse hineinfallen läßt, sondern stets ein Auge hat auf sein eigenes Verhalten und alle hilfreichen Übungen beibehält, die den Fokus auf seine Verbundenheit stärken.

Lasse ich mich hineinfallen in die positiven Gefühle und schwelge einfach nur darin, so verbraucht sich die angesammelte Energie in diesem Schwelgen, und ich lande irgendwann recht unsanft wieder in meiner ach so „ungeliebten“ Realität – dann kann ich fast wieder von vorn anfangen. Das zeigt so deutlich, wie sehr wir uns auch an unsere positiven Gefühle klammern, wie sehr wir uns einfach nur „gut fühlen“ möchten. Da aber ausschließlich unsere Zweitpersönlichkeit das Fühlen als „gut“ oder „schlecht“ bewertet, haben wir an dieser Stelle das Zepter bereits wieder aus der Hand gegeben.

Es geht nicht darum, wie man sich fühlt, sondern einzig darum, zu sein, sich nicht an irgendwelche Emotionen oder Erfahrungen zu hängen, sondern sämtliche Erlebnisse und Empfindungen durch uns hindurchwehen zu lassen – without any attachment, ohne uns an auch nur irgendetwas zu klammern, denn dadurch stärkt sich jeweils nur wieder unsere Identität und somit die Zweitpersönlichkeit.

(Spax  7.4.17)

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Fußnoten

  1. mind (engl.): Verstand, Ratio, unser Denkapparat (siehe auch Zweitpersönlichkeit).
  2. Als Krieger wird in den spirituellen Zusammenhängen jemand bezeichnet, der stets wachsam ist bezogen auf all die Fallstricke, Zwänge und Automatismen der eigenen Zweitpersönlichkeit. Er nennt sich Krieger, weil er in diesem Sinne einen Krieg führt gegen all diese eingewurzelten Automatismen, die dem eigenen Denken, Fühlen und Handeln zugrundeliegen und der Domäne der Zweitpersönlichkeit angehören.