Zwei Gesichter

2. Juli 2015 at 02:28

Pfau_stilisiert_SNIPDie Erin­nerung ist so eine Sache. Es ist doch überhaupt am er­staunlich­sten, wie man das Vergessen überhaupt er­ler­nen kann. Hi­er­mit ver­bun­den wieder der Zwang un­serer „Erziehung“ sowie die Hingabe, mit der die Men­schen sich in 3D fokussieren. Aber re­icht dies aus, um zu vergessen, wer wir sind? Ganz of­fen­sichtlich.

Jeder Fokus ist auss­chließend habe ich fest­gestellt. Wie aber ist es mit einem Multi-Fokus, wobei ich viele Dinge zeit­gle­ich wahrnehme? Doch diese Art der Wahrnehmung ist ein ganz an­deres Gefühl, mehr als würde sich un­sere Haut un­endlich weit aus­dehnen oder als wäre un­sere Haut übersät mit Augen, so daß ich plötzlich in alle Rich­tun­gen schauen kann. Ich nehme die Haut als Analo­gie, weil das Sehen in Multi-D eher eine Empfind­ung ist als ein Sehen mit den ph­ysis­chen Augen. Man fragt sich, wie man überhaupt etwas wahrnehmen kann, wenn es nicht ph­ysisch ist. Un­sere ph­ysis­che Sichtweise ist de­r­art stark auf un­sere Augen fix­iert. Das ist eige­nar­tig, denn in un­seren Träumen sehen wir ja auch Bilder und er­leben Szenar­ien, die wir allerd­ings mit den „Augen des Bewußtseins“ sehen, denn während des Schlafens sind die Augen ja geschlossen. Das muß doch be­deuten, daß un­sere eigentliche Wahrnehmung nicht wirk­lich etwas mit un­seren Augen oder 3D-Sin­nen zu tun hat, son­dern Wahrnehmung auf einer an­deren Ebene stat­tfindet.

Unser Fokus wird „spezial­isiert“ durch das ph­ysis­che Train­ing, das wir durch­laufen, durch all die Erklärun­gen, die wir als Babys und Kinder unaufhörlich er­hal­ten: das ist ein Auto, ein Baum, ein Vogel; Papa, Mama, Tante Erika; das tut weh und ist ein Aua, jenes ist schön und erzeugt ein Lächeln. Un­sere Wahrnehmung wird auf das Ph­ysis­che gezwun­gen und alle weit­eren Bere­iche wer­den aus­geklam­mert. Wenn Kleinkinder auf etwas zeigen, das ph­ysisch nicht vorhan­den ist oder mit den Augen Be­we­gun­gen ver­fol­gen von etwas „un­sicht­barem“, so er­hal­ten sie kein­er­lei Erklärun­gen hierfür, weil die Erwach­se­nen die „in­neren Augen“ vor­wiegend geschlossen haben. Höchst­wahrschein­lich nimmt man auch als Erwach­sener zahlre­iche nicht­ph­ysis­che Dinge wahr, aber sie gelan­gen nicht bis ins Hirn, in unser In­ter­pre­ta­tion­ssys­tem, denn wir haben gel­ernt, all diese Dinge auszublenden, haben keine Erklärun­gen hierfür er­hal­ten.

Das be­deutet doch auch, daß wir un­sere Wahrnehmung auf die ph­ysis­che Schwingung trainieren und hi­er­durch unser Tages­bewußtsein sich gle­ich­falls in ebendieser Schwingung befindet. Schama­nen oder auch Priester, Heiler (vielle­icht) und Wahrsager/Hellse­her (natürlich), haben manch­mal ihre Wahrnehmung ein wenig mehr aus­gedehnt und sind in der Lage, auch Nicht­ph­ysis­ches wahrzunehmen. Die nicht­ph­ysis­che Wahrnehmung ist nicht so „geord­net“ und lin­ear wie un­sere ph­ysis­che Welt, in welcher jedes Wahrgenommene einer Ur­sache zugeschrieben wird und einen hand­festen Grund benötigt, um überhaupt als ex­is­tent zu gel­ten.

Das ist mit ein Grund, we­shalb wir keine Wun­der mehr er­fahren, denn wir lassen dies in un­serer Wahrnehmung nicht mehr zu. Beobachten wir den­noch etwas, was außer­halb der ra­tionellen Re­ich­weite liegt, suchen wir so­fort nach dem Trick, nach einer ra­tio­nalen 3D-Erklärung; und wir sind geneigt, die ab­struses­ten Her­leitun­gen für wahrer zu hal­ten als anzunehmen, daß das Leben und un­sere Wahrnehmung im wesentlichen Kern ein Wun­der in sich ist. Wir ig­nori­eren vol­lkom­men die kreative Leis­tung un­serer Vorstel­lungskraft oder un­serer Träume, die wir als „nicht real“ be­w­erten, weil die „Bilder im Kopf“ oder un­sere Gedanken kein ph­ysis­ches Ding sind. Daher sind uns auch die Zusam­menhänge nicht klar, die zwis­chen meinem Denken und meinen ph­ysis­chen Man­i­fes­ta­tio­nen, meiner Welt, wie ich sie wahrnehme, beste­hen. Es wurde uns nicht beige­bracht, daß der Gedanke zuerst kommt bzw. eine Vorstel­lung, sei diese auch nur so vage wie eine zarte Empfind­ung. Wir haben gel­ernt, genau das Gegen­teil anzunehmen: Da draußen ist die ph­ysis­che Welt, in der ich selbst ein Ding bin unter weit­eren Din­gen. Es gibt empfind­same Dinge und un­empfind­same und darüber hin­aus sei der Men­sch „die Krone der Schöpfung“, da der Men­sch of­fen­bar als einziges Wesen des Denkens fähig ist.

Gesichter-gegenüber_SNIPHi­eran wird es vielle­icht am deut­lich­sten, worin sich die men­schliche Wahrnehmung un­ter­schei­det im Ver­gle­ich zu all jenen Din­gen, die wir in un­serer ph­ysis­chen Welt wahrnehmen. Zwar ist es so, daß durch un­seren Gedanken­fokus un­sere ph­ysis­che Welt mit allem, was sich darin befindet, überhaupt erst er­schaf­fen wird, doch han­delt es sich hi­er­bei um Pro­jek­tio­nen meines Bewußtseins. Und Bewußtsein ist das­jenige El­e­ment, was alles durch­dringt, woraus alles besteht. Die Pro­jek­tion meines eige­nen persönlichen Bewußtseins erzeugt im Prinzip all die Bäume, Autos, Men­schen, die ich wahrnehme. Da es sich aber um eine Bewußtseins-Pro­jek­tion han­delt, kann ich nur schlußfol­gern, daß Bewußtsein nichts an­deres kreiert als weit­eres Bewußtsein oder eine weit­ere Aus­for­mung des­sel­ben.

Da alles also aus Bewußtsein besteht, ist sich ein jedes ebenso selbst bewußt wie ich es bin. Der Un­ter­schied, der zum Men­schen besteht ist genau das zuvor beschriebene Wahrnehmungstrain­ing, wobei unser Primärfokus – des Seins als Bewußtsein – auf eine Weise ver­dreht wird, welche eine an­dere Form der Wahrnehmung zur Folge hat; weil wir von Tag Eins an ler­nen, un­sere gesamte Umwelt als ein von uns Ge­tren­ntes zu be­tra­chten anstatt als eine Er­weiterung der in­neren Sinne sozusagen. Denn erst dieses Empfinden einer Tren­nung zu meiner Außen­welt macht das Außen zu einem Ding, das schein­bar nichts mit mir zu tun hat, denn die in­nere Verbindung ist gekappt.

Durch diese Art des Wahrnehmungs-Train­ings bildet sich das „zweite Ich“ aus – jenes Ich, das sich als ge­trennt empfindet von der eige­nen Welt. Dieses zweite Ich bildet den Fokus un­seres Tages­bewußtseins und en­twick­elt hi­er­durch das, was ich als „Zweit­persönlichkeit“ beze­ichne. Es ist dies eine Mask­ierung un­seres eigentlichen Bewußtseins und un­serer ursprünglichen Wahrnehmung, welche sich als Teil des Ganzen empfindet anstatt als ein vom Ganzen ge­tren­ntes. Häufig wird der Fokus der Zweit­persönlichkeit auch als „un­sere Maske“ beschrieben, deren Wahrnehmungsfähigkeit be­grenzt ist, wir je­doch gel­ernt haben, sie als real anzunehmen. Auch Beschrei­bun­gen der „zwei Gesichter“ gründen sich auf die Tat­sache, daß wir Men­schen einen „zwiefachen Blick“ en­twick­elt haben: den Blick­winkel un­seres er­lern­ten Tages­bewußtseins sowie den „Blick nach innen“ auf die so­ge­nan­nten nicht­ph­ysis­chen Bere­iche. In diesem Span­nungs­feld kreieren wir unser 3D-Leben; wobei wir hi­eran erken­nen können, wie entsch­ieden wir doch den Schw­er­punkt un­serer Wahrnehmung fast einzig auf das Tren­nende gelegt haben und wie sehr wir doch un­sere in­nere Wahrnehmungsfähigkeit ver­nachlässi­gen.

De­shalb ist es auch so, daß die meis­ten „Heil­ver­sprechen“ oder „Glück­spillen“ nicht funk­tion­ieren, denn je­mand, der Heilung sucht oder Glück oder was auch immer, in der Regel davon aus­geht, daß eine bes­timmte Meth­ode oder Pille – eine rein äußer­liche Gabe – ihm das­jenige brin­gen wird, wonach er sich sehnt. Es ist dies der Fokus, man selbst sei ein Ding in einer dinglichen Welt, die sich auf Ur­sache und Wirkung gründet: Ich gebe oben eine Pille hinein und unten kommt ein Glück her­aus. Es kann nicht funk­tion­ieren, solange wir nicht grundle­gend unser Denken und Han­deln, un­sere grundle­gende Hal­tung und Be­tra­ch­tungsweise im Hin­blick auf diese Welt ändern. Um eine durch­schla­gende Wirkung haben zu können und selbst ein Glück her­vorzubrin­gen, muß jeder sich auf sich selbst besin­nen sowie die eigene in­nere Kraft des eige­nen Bewußtseins, anstatt sich im Gegen­zug als ein Ding unter Din­gen zu fühlen.

Und nur auf­grund dieser er­lern­ten Grund­hal­tung haben all diese Meth­o­den Er­folg, denn sie gehen eben­falls von der­sel­ben Grun­dan­nahme aus: die Meth­ode sei entschei­dend. Jeder, der eine Meth­o­d­en­pille en­twick­elt und jeder, bei dem sie Wirkung zeigt, hat in seinem In­neren etwas verändert. Es ist niemals die Meth­ode, die eine in­nere Ein­stel­lung ändert, son­dern auss­chließlich, wenn ich bezüglich dessen, was ich er­re­ichen möchte, einen neuen Glaubenssatz angenom­men oder kreiert habe oder alte Glaubenssätze, die mir nicht zuträglich sind, erkannt und aus meinem ak­tuellen Fokus ent­lassen habe.

Das En­twick­eln einer Sichtweise in Multi-D ist eine Rückbesin­nung auf die ursprüngliche Funk­tion­sweise des Bewußtseins: daß alles aus Bewußtsein besteht und daher miteinan­der ver­bun­den ist sowie das Spüren dieser Verbindung. Erst die Er­weiterung un­serer in­neren Sinne wird uns dieses Gefühl der Ver­bun­den­heit wieder­brin­gen. Erst dann werde ich meine Welt – ob 3D, 4D, Multi-D – wieder als ein mir zugehöriges ganzheitliches Er­lebens­feld wahrnehmen können, in dem jed­erzeit jedes Wun­der zu haben ist…

(Spax 2.7.15)

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