Zwei Gesichter
Die Erinnerung ist so eine Sache. Es ist doch überhaupt am erstaunlichsten, wie man das Vergessen überhaupt erlernen kann. Hiermit verbunden wieder der Zwang unserer „Erziehung“ sowie die Hingabe, mit der die Menschen sich in 3D fokussieren. Aber reicht dies aus, um zu vergessen, wer wir sind? Ganz offensichtlich.
Jeder Fokus ist ausschließend habe ich festgestellt. Wie aber ist es mit einem Multi-Fokus, wobei ich viele Dinge zeitgleich wahrnehme? Doch diese Art der Wahrnehmung ist ein ganz anderes Gefühl, mehr als würde sich unsere Haut unendlich weit ausdehnen oder als wäre unsere Haut übersät mit Augen, so daß ich plötzlich in alle Richtungen schauen kann. Ich nehme die Haut als Analogie, weil das Sehen in Multi-D eher eine Empfindung ist als ein Sehen mit den physischen Augen. Man fragt sich, wie man überhaupt etwas wahrnehmen kann, wenn es nicht physisch ist. Unsere physische Sichtweise ist derart stark auf unsere Augen fixiert. Das ist eigenartig, denn in unseren Träumen sehen wir ja auch Bilder und erleben Szenarien, die wir allerdings mit den „Augen des Bewußtseins“ sehen, denn während des Schlafens sind die Augen ja geschlossen. Das muß doch bedeuten, daß unsere eigentliche Wahrnehmung nicht wirklich etwas mit unseren Augen oder 3D-Sinnen zu tun hat, sondern Wahrnehmung auf einer anderen Ebene stattfindet.
Unser Fokus wird „spezialisiert“ durch das physische Training, das wir durchlaufen, durch all die Erklärungen, die wir als Babys und Kinder unaufhörlich erhalten: das ist ein Auto, ein Baum, ein Vogel; Papa, Mama, Tante Erika; das tut weh und ist ein Aua, jenes ist schön und erzeugt ein Lächeln. Unsere Wahrnehmung wird auf das Physische gezwungen und alle weiteren Bereiche werden ausgeklammert. Wenn Kleinkinder auf etwas zeigen, das physisch nicht vorhanden ist oder mit den Augen Bewegungen verfolgen von etwas „unsichtbarem“, so erhalten sie keinerlei Erklärungen hierfür, weil die Erwachsenen die „inneren Augen“ vorwiegend geschlossen haben. Höchstwahrscheinlich nimmt man auch als Erwachsener zahlreiche nichtphysische Dinge wahr, aber sie gelangen nicht bis ins Hirn, in unser Interpretationssystem, denn wir haben gelernt, all diese Dinge auszublenden, haben keine Erklärungen hierfür erhalten.
Das bedeutet doch auch, daß wir unsere Wahrnehmung auf die physische Schwingung trainieren und hierdurch unser Tagesbewußtsein sich gleichfalls in ebendieser Schwingung befindet. Schamanen oder auch Priester, Heiler (vielleicht) und Wahrsager/Hellseher (natürlich), haben manchmal ihre Wahrnehmung ein wenig mehr ausgedehnt und sind in der Lage, auch Nichtphysisches wahrzunehmen. Die nichtphysische Wahrnehmung ist nicht so „geordnet“ und linear wie unsere physische Welt, in welcher jedes Wahrgenommene einer Ursache zugeschrieben wird und einen handfesten Grund benötigt, um überhaupt als existent zu gelten.
Das ist mit ein Grund, weshalb wir keine Wunder mehr erfahren, denn wir lassen dies in unserer Wahrnehmung nicht mehr zu. Beobachten wir dennoch etwas, was außerhalb der rationellen Reichweite liegt, suchen wir sofort nach dem Trick, nach einer rationalen 3D-Erklärung; und wir sind geneigt, die abstrusesten Herleitungen für wahrer zu halten als anzunehmen, daß das Leben und unsere Wahrnehmung im wesentlichen Kern ein Wunder in sich ist. Wir ignorieren vollkommen die kreative Leistung unserer Vorstellungskraft oder unserer Träume, die wir als „nicht real“ bewerten, weil die „Bilder im Kopf“ oder unsere Gedanken kein physisches Ding sind. Daher sind uns auch die Zusammenhänge nicht klar, die zwischen meinem Denken und meinen physischen Manifestationen, meiner Welt, wie ich sie wahrnehme, bestehen. Es wurde uns nicht beigebracht, daß der Gedanke zuerst kommt bzw. eine Vorstellung, sei diese auch nur so vage wie eine zarte Empfindung. Wir haben gelernt, genau das Gegenteil anzunehmen: Da draußen ist die physische Welt, in der ich selbst ein Ding bin unter weiteren Dingen. Es gibt empfindsame Dinge und unempfindsame und darüber hinaus sei der Mensch „die Krone der Schöpfung“, da der Mensch offenbar als einziges Wesen des Denkens fähig ist.
Hieran wird es vielleicht am deutlichsten, worin sich die menschliche Wahrnehmung unterscheidet im Vergleich zu all jenen Dingen, die wir in unserer physischen Welt wahrnehmen. Zwar ist es so, daß durch unseren Gedankenfokus unsere physische Welt mit allem, was sich darin befindet, überhaupt erst erschaffen wird, doch handelt es sich hierbei um Projektionen meines Bewußtseins. Und Bewußtsein ist dasjenige Element, was alles durchdringt, woraus alles besteht. Die Projektion meines eigenen persönlichen Bewußtseins erzeugt im Prinzip all die Bäume, Autos, Menschen, die ich wahrnehme. Da es sich aber um eine Bewußtseins-Projektion handelt, kann ich nur schlußfolgern, daß Bewußtsein nichts anderes kreiert als weiteres Bewußtsein oder eine weitere Ausformung desselben.
Da alles also aus Bewußtsein besteht, ist sich ein jedes ebenso selbst bewußt wie ich es bin. Der Unterschied, der zum Menschen besteht ist genau das zuvor beschriebene Wahrnehmungstraining, wobei unser Primärfokus – des Seins als Bewußtsein – auf eine Weise verdreht wird, welche eine andere Form der Wahrnehmung zur Folge hat; weil wir von Tag Eins an lernen, unsere gesamte Umwelt als ein von uns Getrenntes zu betrachten anstatt als eine Erweiterung der inneren Sinne sozusagen. Denn erst dieses Empfinden einer Trennung zu meiner Außenwelt macht das Außen zu einem Ding, das scheinbar nichts mit mir zu tun hat, denn die innere Verbindung ist gekappt.
Durch diese Art des Wahrnehmungs-Trainings bildet sich das „zweite Ich“ aus – jenes Ich, das sich als getrennt empfindet von der eigenen Welt. Dieses zweite Ich bildet den Fokus unseres Tagesbewußtseins und entwickelt hierdurch das, was ich als „Zweitpersönlichkeit“ bezeichne. Es ist dies eine Maskierung unseres eigentlichen Bewußtseins und unserer ursprünglichen Wahrnehmung, welche sich als Teil des Ganzen empfindet anstatt als ein vom Ganzen getrenntes. Häufig wird der Fokus der Zweitpersönlichkeit auch als „unsere Maske“ beschrieben, deren Wahrnehmungsfähigkeit begrenzt ist, wir jedoch gelernt haben, sie als real anzunehmen. Auch Beschreibungen der „zwei Gesichter“ gründen sich auf die Tatsache, daß wir Menschen einen „zwiefachen Blick“ entwickelt haben: den Blickwinkel unseres erlernten Tagesbewußtseins sowie den „Blick nach innen“ auf die sogenannten nichtphysischen Bereiche. In diesem Spannungsfeld kreieren wir unser 3D-Leben; wobei wir hieran erkennen können, wie entschieden wir doch den Schwerpunkt unserer Wahrnehmung fast einzig auf das Trennende gelegt haben und wie sehr wir doch unsere innere Wahrnehmungsfähigkeit vernachlässigen.
Deshalb ist es auch so, daß die meisten „Heilversprechen“ oder „Glückspillen“ nicht funktionieren, denn jemand, der Heilung sucht oder Glück oder was auch immer, in der Regel davon ausgeht, daß eine bestimmte Methode oder Pille – eine rein äußerliche Gabe – ihm dasjenige bringen wird, wonach er sich sehnt. Es ist dies der Fokus, man selbst sei ein Ding in einer dinglichen Welt, die sich auf Ursache und Wirkung gründet: Ich gebe oben eine Pille hinein und unten kommt ein Glück heraus. Es kann nicht funktionieren, solange wir nicht grundlegend unser Denken und Handeln, unsere grundlegende Haltung und Betrachtungsweise im Hinblick auf diese Welt ändern. Um eine durchschlagende Wirkung haben zu können und selbst ein Glück hervorzubringen, muß jeder sich auf sich selbst besinnen sowie die eigene innere Kraft des eigenen Bewußtseins, anstatt sich im Gegenzug als ein Ding unter Dingen zu fühlen.
Und nur aufgrund dieser erlernten Grundhaltung haben all diese Methoden Erfolg, denn sie gehen ebenfalls von derselben Grundannahme aus: die Methode sei entscheidend. Jeder, der eine Methodenpille entwickelt und jeder, bei dem sie Wirkung zeigt, hat in seinem Inneren etwas verändert. Es ist niemals die Methode, die eine innere Einstellung ändert, sondern ausschließlich, wenn ich bezüglich dessen, was ich erreichen möchte, einen neuen Glaubenssatz angenommen oder kreiert habe oder alte Glaubenssätze, die mir nicht zuträglich sind, erkannt und aus meinem aktuellen Fokus entlassen habe.
Das Entwickeln einer Sichtweise in Multi-D ist eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Funktionsweise des Bewußtseins: daß alles aus Bewußtsein besteht und daher miteinander verbunden ist sowie das Spüren dieser Verbindung. Erst die Erweiterung unserer inneren Sinne wird uns dieses Gefühl der Verbundenheit wiederbringen. Erst dann werde ich meine Welt – ob 3D, 4D, Multi-D – wieder als ein mir zugehöriges ganzheitliches Erlebensfeld wahrnehmen können, in dem jederzeit jedes Wunder zu haben ist…
(Spax 2.7.15)
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