Seelenwanderung
Ich lese gerade wieder einmal den Herrn der Ringe1 und habe den ersten Band fast durch. Mir kam bei der Story ein Gedanke: Es kommen ja in dieser Geschichte viele magische Figuren vor, unter anderem das „Lichtvolk“ der Elben: Wesen, die auch ewiges Leben haben. Wenn die Welt zu dunkel wird, ziehen sie zu den Grauen Anfurten und „gehen über′s große Meer“, entschwinden in ihr eigenes Lichtreich. Was für eine großartige Metapher! Ob beabsichtigt oder nicht, es hat mich auf den Gedanken gebracht, daß man die Elben beispielsweise gleichsetzen kann mit dem Higher Self, demjenigen Teil von uns, der im Licht verankert ist, demjenigen Teil von uns, der ewig ist. Das wiederum brachte mich auf den Gedanken, daß quasi all unsere Geschichten über die Entstehung unserer Welt nichts anderes sind als dürftige Beschreibungen der Wanderungen der Seele – kollektiv und einzeln.
Denn dies ist genau, was passiert, wenn wir selbst „in die Dunkelheit“ gehen, wenn wir unsere Schwingung absenken und in der Folge sowie als Mittel hierzu unser Sein in unsere Köpfe verlagern, in all die Begehrlichkeiten, die ein Leben in der Dualität ausmacht: Wir „entfernen“ uns hierdurch von unserem lichten Teil. Je größer diese Kluft wird zwischen „Herz und Hirn“, zwischen unserem Higher Self (Herz) und dem künstlich hervorgebrachten Konstrukt unseres rationalen Kopfdenkens, desto schwerer erträglich fühlt sich dies an und es scheint, als würde das Higher Self sich „zurückziehen“. Tut es aber nicht, wir bleiben stets verbunden mit ihm, aber es kommt uns so vor, je mehr wir uns auf jenen rationalen Teil fokussieren.
Weiterhin fielen mir die Geschichten ein über Mu (Lemurien), Atlantis oder Ur, all jene uralten sagenhaften Kontinente: daß sehr lange Zeit zum Beispiel Mu und Atlantis parallel existierten; doch Atlantis entwickelte sich mehr und mehr zu einem Ort des Kopfdenkens und der Negativität. Die Kluft zwischen diesen beiden Aspekten wuchs, bis schlußendlich Mu entschwand. Auch Atlantis versank später, jedoch nur, damit ein neuerlicher Anfang gemacht werden konnte auf einer anderen Grundlage. Unsere alten Geschichten sind voll mit solchen oder ähnlichen Erzählungen. Wir lieben sie – gerade auch, weil sie zum Teil so mystisch und undurchsichtig wirken.
Das brachte mich wiederum zu der Geschichte über Enki und Enlil;2 und daß es in unseren Mythologien unzählige Geschichten gibt über Brüder, die sich sehr ähnlich waren, fast wie Zwillinge. Doch dann fällt einer der beiden ab „vom rechten Pfad“, taucht weiter und weiter ein in die niedrigere Frequenz und wird in der Folge als „böse“ dargestellt, wohingegen der andere im Licht verankert bleibt und als strahlender Held beschrieben wird. Zwei Extreme, wie sie die Extreme unserer beiden Teile, aus denen wir in der Dualität bestehen (Higher Self als der lichte Teil und unsere Identifikation mit unseren selbsterschaffenen Gedankeninhalten als der dunkle Teil) nicht besser beschrieben werden können.
Wir lieben diese Geschichten, weil sie essentieller Teil sind unserer eigenen „Seelenwanderung“. Wir lieben das mythische daran, weil es in uns eine uralte Seite anrührt, die über diese Dinge Bescheid weiß (Higher Self); weil uns in diesen Geschichten aufgezeigt wird, daß wir über ungeheuerliche Fähigkeiten und Kräfte verfügen, das spüren wir innendrin. All diese Geschichten verbinden uns innerlich mit unserem eigenen Higher Self und somit unseren eigenen magischen Fähigkeiten oder zumindest mit dem Wissen hierum. Aus diesem Grund sind solche Geschichten in jeder Kultur verbreitet und so äußerst populär und beliebt – ganz gleich, ob es sich hierbei um den Herrn der Ringe handelt, eine Nibelungensage oder auch die Bibel. Denn in diesen Geschichten wird plastisch von unserer eigenen inneren Spaltung erzählt.
So ist es nicht verwunderlich, daß Enki und Enlil – das ursprünglich sehr gleiche Brüderpaar – dann im Verlauf von Jahrtausenden verwechselt werden und beispielsweise die Namen vertauscht werden. Doch die Geschichte bleibt dieselbe. In dieser Hinsicht können wir zurückgehen bis zu den alten Göttergeschichten mit all den magischen Wesen bis hin zu den Titanen, die zum Teil ja noch Eigenschaften der Götter aufweisen, zu einem anderen Teil aber auch bereits „menschlich“ sind, d.h. einen Teil der dualen Spaltung bereits vollzogen haben.
Dieser Zusammenhang erklärt weiterhin, weshalb der Fokus oder eine innewohnende „Moral“ solcher Geschichten stets auf „den Sieg der Liebe“ deutet: Denn derjenige Teil, der ewig ist – licht und leicht –, wird von uns als „bedingungslose Liebe“ empfunden, ist Synonym für unser Higher Self. Solche Geschichten triggern stets unsere Sehnsucht an, uns wieder ganz verbinden zu wollen mit unserem strahlenden Teil.
(Spax 7.12.17)
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