prekäres Gleichgewicht
Habe viel geträumt. Das tut gut. Aufgewacht bin ich unter anderem mit dem Stichwort „Nagelbett kaputt“. Außer an meine Finger- oder Fußnägel mußte ich bei „Nagelbett“ auch an die Liegestatt eines Fakirs denken und daran, daß jeder einzelne Nagel dir unsägliche Schmerzen bereiten würde, müßte man auf diesem einen Nagel liegen oder ein paar wenigen.
Ich hatte die Vorstellung, daß jeder einzelne Nagel für eine schmerzhafte Erfahrung steht, vor allem einer seelischen; und durch jede dieser schmerzhaften Erfahrungen bin ich gewachsen. Ich werde getragen von diesen Erfahrungen, das ist das Bild für mich. Das bedeutet allerdings auch, daß ich mich über diese schmerzhaften Erfahrungen definiere: Ich liege darauf wie auf einem Bett. Nicht gemütlich, aber es hält mich wach und aufmerksam, jede Bewegung könnte schmerzhaft sein.
Auch das ist interessant in Bezug auf meine „Furcht mich zu bewegen“. Im Vordergrund meines unbewußten Denkens oder der Auswahl meiner Handlungen liegt womöglich ein Glaubenssatz, der besagt: „Sobald du dich in Bewegung setzt, tut es weh.“ Das ist krass, denn ohne Bewegung leben wir unser Leben nicht. Doch scheint der Eindruck vorzuherrschen, daß jede meiner Bewegungen in etwas negatives mündet. Wo kommt denn das her?, denn ich habe doch auch viele positive Erfahrungen gemacht.
Nur wenn ich mich nicht bewege und die Luft anhalte, tut es nicht weh, sagt mir dieses Bild. Aber Nichtbewegung bedeutet weitestgehend Stillstand, ein Sich-einpassen in irgendwelche Gegebenheiten, die ich in irgendeinem Moment meines Lebens als relevant akzeptiert oder definiert habe.
Vielleicht unterhalte ich diesen unbewußten Glaubenssatz, weil es scheinbar kein Happy-End für immer und ewig gibt. Denn sobald ich eine gute Erfahrung gemacht habe oder etwas erreicht habe, was ich erreichen wollte, hat es keinen Bestand als „immerwährende Glückserfahrung“. Denn meistens dauert es nicht sehr lang und jene „Berggipfelerfahrung“ ist nach und nach ins Alltägliche integriert. Sobald etwas erreicht ist, strebe ich bereits wieder neuen Zielen zu. Und vielleicht entsteht hierdurch das Gefühl, daß man auch ein Gutes nicht festhalten kann bzw. die Euphorie hierüber nicht anhält; was dann mein System dazu veranlaßt zurückzumelden, daß letzten Endes auch diese Erfahrung nicht das „ultimative Glück“ gewesen ist. Und insgesamt wird womöglich eine Interpretation daraus, die besagt: Jede Erfahrung endet in einem Kummer oder Schmerz.
(Spax 1.7.15)
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