Integration statt Dualität

27. April 2020 at 03:22

Das ist interessant: Wenn ich nach innen gehe, in einen quasi-meditativen Zustand und zum Beispiel „mit meinen nervigen Geräuschen sitze“, all diese Geräusche in mich hineinlasse und mich innerlich öffne, so ziehen sie wie hinter einer Plexiglasscheibe an mir vorüber. Was sie aber nicht tun ist: mein Genervtsein auszulösen. Das ist doch echt interessant, oder?

Was ich hierbei auch bemerkt habe ist, daß lediglich unsere Bewertungen eines Geräusches irgendwelche Gefühle in uns auslösen bzw. ein Zulassen oder eine Ablehnung des jeweiligen Geräusches. Vogelgezwitscher ist nämlich häufig auch laut und durchdringend, aber Vogelgezwitscher ist etwas, das wir positiv bewerten, selbst wenn es laut ist. Ja, vielleicht gibt es auch einen Unterschied, ob ein Geräusch organisch ist oder nicht. Aber das ist letztlich irrelevant, denn es geht ja darum, alles zu integrieren.

Das bedeutet allem voran auch, Widerstände gegen was auch immer abzulegen. Bislang habe ich das meistens mental versucht, habe mir eingeredet, daß auch diejenigen Dinge, die ich nicht mag oder nicht machen will, auch voll okay sind – weil ich ja weiß, daß alle Dinge gleichwertig sind (alles, was existiert ist aus derselben Energie gemacht); aber gespürt habe ich das nicht. Ich konnte zwar einen kleinen Schritt innerlich zurücktreten und so tun, als wär alles okay, aber ganz innendrin war es das nicht.

Ich habe innerlich andauernd eine Diskussion darüber laufen, ob ich meine Tätigkeiten gerade mag oder nicht, ob ich die Leute mag, denen ich begegne oder nicht etc. Unaufhörlich findet in mir eine Diskussion über Präferenzen statt! – un-unterbrochen. Und hier muß ich sagen, daß dieser Teil vielleicht noch verstärkt wurde durch die Lehren von Abraham1 und Bashar,2 durch Aussagen wie „Folge deiner Freude/Begeisterung“ (follow your passion). Ich weiß genau, daß hier zwar das richtige gemeint ist, aber wir können es in der Weise, in der es präsentiert wird, nicht umsetzen.

Das Problem ist, daß die Aussagen von Abraham/Bashar aus einem integrierten Zustand heraus gegeben werden; wenn solche Aussagen aber auf unser duales 3D-Denken stoßen, als etwas Polares interpretiert werden. Aus diesem Grund funktioniert dieser Ansatz nicht wirklich, weil ich stets damit befaßt bin, nach Dingen zu suchen, die ich als „positiv“ bewerte. Denn wenn ich in meinem dual geprägten Hirn ständig nach Dingen Ausschau halte, die mich mit Begeisterung erfüllen, so erreiche ich zweierlei: a) Ich fokussiere mich grundsätzlich bereits darauf, daß ein Jedes „gut“ sei für mich oder „schlecht“. Es verstärkt unser duales Denken anstatt hier Erleichterung zu verschaffen oder gar es zu transformieren. Und b) suggeriert diese Art der Vorgehensweise, es läge an äußeren Dingen, ob ich mich nun innerlich gut fühle oder nicht; oder daß mein Handeln in die eine oder andere Richtung ein Besseres sei als die andere Richtung. Nichts ist ferner von der Wahrheit!

Zwar habe ich die Möglichkeit, durch die Ausrichtung auf Dinge, die ich eben als „positiv“ empfinde oder als solche deklariere, meinen Empfindungen eine „freundlichere Richtung“ zu geben, aber es erzeugt bei weitem nicht den inneren Ausgleich oder eine Balance, die mich auf allen Ebenen zufriedenstellen würde. Daher funktioniert dieser Ansatz nicht wirklich in der Tiefe.

Deshalb ist diese Vorgehensweise meilenweit davon entfernt, alle Dinge, ganz gleich, was sie sind, anzunehmen und nebeneinander stehenlassen zu können. Denn könnte ich das, dann hätte ich keinem einzigen Dings gegenüber einen Widerstand! Widerstände hängen direkt mit unseren Bewertungen (der Welt, von Situationen, Menschen) von wirklich allem zusammen.

Wenn ich aber mit einem Thema „sitze“ und es in mich hineinnehme und erspüre, so gelange ich dahin, die Gleichwertigkeit der Dinge zu spüren. Indem ich mich innerlich öffne und ein Ungeliebtes in mich hineinnehme, so verschwindet jeglicher Widerstand diesem Ding gegenüber und alle Bewertungen und Verurteilungen, die ich damit ansonsten assoziiere. Es ist dies kein mentales Erkennen, sondern ein inwendiger Ausgleich, ein Zulassen. Durch die innere Öffnung, die durch diese Art der Wahrnehmung entsteht, lasse ich alles durch mich hindurchwehen – unbeeindruckt. Es sind dann nicht mehr meine Gedankenkonstrukte, die mich festhalten. Das ist ganz deutlich zu spüren. Und es wird glasklar, daß sämtliche Widerstände in mir ausschließlich durch meine polarisierten Gedanken erzeugt werden. Denn nur die Gedanken bewerten alles, teilen jede Erfahrung auf in etwas „gutes“ und „schlechtes“. Innendrin sind wir neutral, denn alles ist dieselbe Energie.

Ist man aufgewacht und das Duale ist transformiert, so befindet man sich also generell in einem „neutralen Zustand“ allen Dingen gegenüber. Denn die Integration des Dualen hebt die Dualität auf! Hieraus resultiert eine innere Freiheit, die wir, solange wir noch der Dualität anhaften, garnicht kennen. In diesem Zustand der inneren Freiheit können die Energien und somit die Lebenskraft ungehindert (durch Widerstände oder Neigungen) durch uns hindurchfließen. Und dieses Empfinden wiederum übersetzt sich als Begeisterung, Bliss, bedingungslose Liebe. Aber eben nicht als Pol eines dualen Systems, sondern es ist ein Resultat der Integration! Wenn ich von daher diese Empfindungen, die sich automatisch durch die innere Befreiung von der Dualität und also sämtlichen Bewertungen ergeben, hernehme und sie einem der Dualität verhafteten System präsentiere, werden die Aussagen zwangsläufig vor dem Hintergrund des Dualen aufgefaßt und interpretiert.

Auf diese Weise wird tragischerweise das duale Denken noch verstärkt anstatt abgelegt. Denn es ist ein riesengroßer Unterschied, ob ich Begeisterung verspüre aufgrund einer Sache X oder Y, die ich für mich als positiv bewerte und somit also weiterhin davon ausgehe, daß die Welt sich für mich aufteilt in „gute und schlechte“ Dinge, oder ob ich Begeisterung an sich verspüre – eine Art der Begeisterung, die genau das Gegenteil des Dualen ist, weil sie jedem einzelnen Ding oder Empfinden gegenüber gilt, nicht nur irgendwelchen von mir als „erwünscht“ interpretierten Dingen gegenüber, sondern generell frei ist von jeglicher Bewertung!! Das ist ein extremer Unterschied.

Und es ist ebenfalls ein Grund, weshalb für viele diese Herangehensweise nicht funktioniert bzw. für niemanden funktionieren kann, solange im Hintergrund der duale Mechanismus nicht aufgelöst ist. Es bedeutet für unsere gewohnte 3D-Sichtweise, daß wir all unseren Kummer und Schmerz nicht transformieren können, weil dies ja von unserer Sicht her „negative“ Gefühle sind, ausgelöst durch Widerstände und „negativ“ bewerteten Dingen. Das kann ich nicht transformieren, wenn ich mein Augenmerk nur immer auf die positive Seite der Medaille richte, denn meine ungeliebten Gefühle stauen sich dadurch im Hintergrund auf.

Um das Duale wahrhaftig zu transformieren müssen wir deshalb dahingelangen, alles durch uns hindurchwehen zu lassen, müssen wir damit aufhören, überhaupt Dinge zu bewerten, müssen wir Negatives wie auch Positives transformieren, uns generell lösen von einem polaren Denken. Wie gesagt, die Begeisterung, die durch diese Art der inneren Befreiung resultiert, ist neutral allen Dingen gegenüber; es ist eine Form der Begeisterung, die nicht das geringste zu tun hat mit unseren persönlichen Interpretationen und Bewertungssystemen. Es ist sozusagen eine transformierte Form der Begeisterung, eine „aufgewachte“ Begeisterung, die mit unseren Wertigkeiten nicht das geringste zu tun hat!

(Spax  27.4.20)

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Fußnoten

  1. Abraham ist eine von Esther Hicks gechannelte nichtphysische Entität. Da es sich hierbei um den Ausdruck einer Gruppen-Identität handelt, sprechen sie von sich immer in der Mehrzahl.
  2. Bashar ist eine von Darryl Anka gechannelte Gruppen-Entität, die auf Essassani/Eshakani beheimatet ist.