Meditation

Bei der Me­di­ta­ti­on geht es – wie bei den Mor­gen­sei­ten – eben­falls dar­um, „den geis­ti­gen Müll­ei­mer aus­zu­lee­ren“, je­doch mit dem Haupt­ziel, die Ge­dan­ken gänz­lich zum Schwei­gen zu brin­gen. Ich nen­ne dies gern, „das Ab­schal­ten des Ra­di­os“. Durch die Me­di­ta­ti­on wird zu­dem die in­ne­re Stil­le genährt, und die in­ne­re Stil­le ist ein es­sen­ti­el­ler Aspekt des Hier+Jetzt-Emp­fin­dens.
Wes­halb ist es so wich­tig, die­ses Ra­dio aus­zu­schal­ten, so daß fast je­der, der sich mit Be­wußtseins­fra­gen beschäftigt, auf die Me­di­ta­ti­on hin­weist?
All un­se­re Emo­tio­nen wer­den durch Ge­dan­ken her­vor­ge­ru­fen. Den­ke ich an et­was net­tes (mei­ne Ge­lieb­te, ei­ne Eins in der Schu­le, Er­fol­ge usw.), stel­len sich so­fort po­si­ti­ve und freund­li­che Gefühle ein. Den­ke ich an et­was we­ni­ger net­tes (der Chef hat mir ei­ne Rüge er­teilt, je­mand hat mich ge­schla­gen oder an­ge­schri­en, ich bin vom Fahr­rad gestürzt etc.), wan­deln sich mei­ne Emo­tio­nen eben­falls in die vor­ge­ge­be­ne Rich­tung. Die­ser Me­cha­nis­mus, der sich ge­gen­sei­tig be­dingt, bil­det un­se­re Zweit­persönlich­keit: daß wir fel­sen­fest da­von über­zeugt sind, wir sei­en tatsächlich un­se­re Ge­dan­ken oder un­se­re Emo­tio­nen. Wer al­so nicht wei­ter Skla­ve der ei­ge­nen Ge­dan­ken­mus­ter sein möchte, dem sei die Me­di­ta­ti­on emp­foh­len.
Es exis­tie­ren mitt­ler­wei­le vie­le An­lei­tun­gen und Ausführun­gen über die Me­di­ta­ti­on. Ich ge­be hier kurz wie­der, was sie ist für mich und wie ich sie an­wen­de.

Die Übung
Es ist nicht er­for­der­lich, ir­gend­wel­che spe­zi­el­len Körper­po­si­tio­nen ein­zu­neh­men, ob­wohl es manch­mal hilf­reich sein kann. Es geht ein­zig dar­um, das Ge­dan­ken-Ra­dio aus­zu­schal­ten – ganz gleich mit wel­chen Mit­teln. Im fol­gen­den ei­ni­ge Bei­spie­le:

*) Ich fin­de, man kann gut me­di­tie­ren, während man ei­ne gleichförmi­ge Be­we­gung ausführt; z.B. jog­gen, schwim­men, me­di­ta­ti­ves Tan­zen o.ä. Da der Körper beschäftigt ist mit ei­ner au­to­ma­ti­sier­ten Be­we­gung, ist es möglich, die Ge­dan­ken „zu lo­ckern“, zu be­ru­hi­gen und zum Schwei­gen zu brin­gen.

*) Den­ke das Wort „nichts“. Dies hilft mir sehr häufig, mein Ge­dan­ken­cha­os zu be­ru­hi­gen, wenn die Floh-Ge­dan­ken mich arg in der Man­gel ha­ben. Auch das Den­ken des Wor­tes „Stil­le“ hat bei mir die­sen Ef­fekt.

*) Sit­zen mit ge­ra­dem Rücken, im Schnei­der­sitz (o.ä.) oder mit den Füßen auf dem Bo­den, an­ge­lehnt oder auch nicht. Das Sit­zen be­wirkt vor al­lem, daß mir mei­ne un­ru­hi­gen Ge­dan­ken noch be­wußter wer­den, denn hier­bei wird das Ra­dio so­zu­sa­gen ex­tra-laut ge­dreht. Wei­ter­hin begüns­tigt es das Wahr­neh­men neu­er Körper-Emp­fin­dun­gen, die mit dem Me­di­tie­ren ein­her­ge­hen: an­fangs häufig ein Krib­beln hier oder ein Zu­cken dort; nach und nach stellt sich ei­ne Art Leich­tig­keit im Körper ein, bis der Körper ir­gend­wann nicht mehr emp­fun­den wird (dies kann an­fangs auch schon der Fall sein oder es stellt sich nach ei­ner Wei­le des Übens ein); das Emp­fin­den von Ener­gie­be­we­gun­gen das Rück­grat hin­auf und vie­les mehr.
Hat man hier­bei die Au­gen ge­schlos­sen, so ist es sehr un­terstützend, wenn man in­ner­lich den Fo­kus auf das Drit­te Au­ge legt (dort, wo In­der manch­mal die­sen ro­ten oder blau­en Punkt ha­ben auf der Stirn).

*) Üben des pe­ri­phe­ren Se­hens: Beim pe­ri­phe­ren Se­hen legt man den Fo­kus der Wahr­neh­mung so weit wie möglich an die Pe­ri­phe­rie des­sen, was ich grad noch se­hen kann (wie wenn man „aus den Au­gen­win­keln“ ei­ne Be­we­gung wahr­nimmt). Die­se Übung eig­net sich her­vor­ra­gend da­zu, die Ge­dan­ken zu be­ru­hi­gen, ver­mut­lich, weil zeit­gleich die Auf­merk­sam­keit mit ein­ge­bun­den ist.

*) Vie­le schau­en auf ei­ne Ker­ze oder ei­ne weiße Wand, wenn sie me­di­tie­ren; an­de­re be­ob­ach­ten das Fließen ih­res Atems, um die Ge­dan­ken zu be­ru­hi­gen. Pro­bie­re ein­fach aus, was für dich am bes­ten funk­tio­niert, wo­bei du dich am wohls­ten fühlst oder er­fin­de für dich ei­ne neue Me­tho­de…

Sinn und Zweck
(1)  Be­wußtes Wahr­neh­men der ei­ge­nen Ge­dan­ken­mus­ter und mit ver­mehr­ter Be­wußtheit die Verände­rung der­sel­ben.

(2)  Durch die größere Auf­merk­sam­keit über mei­ne Ge­dan­ken­pro­zes­se auf­de­cken, wel­che Ge­dan­ken tatsächlich zu mir gehören und re­le­vant sind und wel­che nicht.

(3)  In Kon­takt mit der in­ne­ren Stil­le ge­lan­gen und hier­durch in im­mer tiefe­re Schich­ten des ei­ge­nen Selbst vor­drin­gen.

(4)  Durch das Aus­schal­ten des Ra­di­os zu größer­er in­ne­rer Ge­las­sen­heit und Sou­veränität fin­den.

(5)  Wie­der mehr die Ver­bin­dung mit den ei­ge­nen Im­pul­sen spüren.

(6)  Die Möglich­keit im Hier+Jetzt an­zu­kom­men.

…und be­stimmt noch zahl­rei­che wei­te­re Seg­nun­gen, die ich hier noch nicht erwähnt ha­be.

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