…denk mal was Neues !

26. April 2014 at 21:36

Denken-Rauch_SNIPPINGDie ei­gent­li­che Preis­fra­ge ist doch: Wie kom­me ich zu ei­nem neu­en Ge­dan­ken? Zum Bei­spiel: „Wie wer­de ich all die Din­ge und das Ding­li­che los?“ – an­statt: „Wie er­schaf­fe ich Din­ge?“ Denn das ist, was hakt an die­ser gan­zen Ma­ni­fes­ta­ti­ons­ge­schich­te, daß al­le schon beim Wort „ma­ni­fes­tie­ren“ an Din­ge den­ken, an et­was, das außer­halb ist von ih­nen, eben weil wir un­se­re Welt als et­was Ge­trenn­tes von uns er­fah­ren. Al­le den­ken so­fort bei der Vor­stel­lung von „Schöpfung“ und „Krea­ti­vität“ an Din­ge, die sie schöpfen und er­schaf­fen wol­len.

Aber das ist ge­nau der Ha­ken, der 3D aus­macht: das Ge­trenn­te. Und da­her ver­su­chen al­le krampf­haft Din­ge oder Si­tua­tio­nen zu er­schaf­fen, weil sie glau­ben, daß da­durch ihr Le­ben be­rei­chert würde. Doch dar­um geht es über­haupt nicht! Es geht um einen be­stimm­ten Seins-Zu­stand; und so­bald die­ser Seinszu­stand er­reicht ist, ist al­les be­reits er­schaf­fen und gibt sich die Hand in ei­nem ewi­gen Fließen. Es geht nicht dar­um, ei­ne Oran­ge, ein Au­to, ei­ne/n Freund/in, einen Job, ein Gemälde, ei­ne Sym­pho­nie zu er­schaf­fen, son­dern dar­um, in die „To­ta­lität des Seins“ zu fal­len.

Das gan­ze Ma­ni­fes­ta­ti­ons­the­ma ist – wie so vie­les – mal wie­der „am The­ma vor­bei“. Zwar ist es gut und rich­tig, was Abra­ham und Bas­har1 etc. dar­le­gen und auf­zei­gen, aber die 3D-Men­schen können es nicht ver­ste­hen, weil das 3D-Hirn eben so an der Ding­lich­keit haf­tet und an der Vor­stel­lung des Ge­trennt­seins.

Von da­her fra­ge ich: Wie kom­me ich weg von die­ser ein­ge­wur­zel­ten Vor­stel­lung? Und muß al­so die Fra­ge stel­len: Wie kom­me ich weg vom Ding­li­chen? Wie wer­de ich die Din­ge und das Ding­li­che los?! Und ich mei­ne jetzt nicht das Ab­schaf­fen der Din­ge an sich, daß je­der nun al­les weg­schmeißen soll oder in ei­nem kah­len Raum le­ben soll­te.

Aber ob ich mir nun vor­stel­le, wie ich Din­ge er­schaf­fe oder mir vor­stel­le, das ding­li­che Den­ken „los­zu­wer­den“, bei­des setzt an dem Ding­li­chen an, an der Vor­stel­lung des ding­haf­ten Den­kens. Das ist ge­nau die Crux: daß man – will man auf­wa­chen – durch und mit je­nem „Den­ken“, das wir ge­lernt ha­ben, ge­nau die­se Art des Den­kens auflösen muß. Um weg­zu­kom­men von die­ser Art der Vor­stel­lung gibt es nur einen Weg und der führt im­mer und über­all: nach in­nen. Denn es exis­tiert nichts außer dir, außer dei­nem Sein, außer dei­nem Emp­fin­den von „Ich bin“, „ich exis­tie­re“.

Des­halb ist Me­di­ta­ti­on gut, die zu­min­dest die Ge­dan­ken­lee­re pro­pa­giert und ein we­nig „einübt“. Würde al­ler­dings Me­di­ta­ti­on per se zu ei­nem Auf­wa­chen führen, würden Mil­lio­nen per­ma­nent „er­leuch­tet“, was aber nicht der Fall ist. Und warum nicht? Weil die Üben­den ei­ne Übung ma­chen, von der sie glau­ben, al­lein hier­durch das Auf­wa­chen zu er­lan­gen – und dies al­so le­dig­lich tun, um et­was wei­te­res Ding­li­ches (in 3D-Vor­stel­lung) zu er­rei­chen. Die Me­di­ta­ti­on ist be­reits an ei­ne Be­din­gung ge­knüpft und kann da­her auf die­ser Ebe­ne nicht zum gewünsch­ten Er­folg führen.

Übun­gen (wie Me­di­ta­ti­on, Sport, „ge­sun­de Ernährung“ etc.) führen nicht zu ei­nem Um­den­ken, spren­gen nicht den falschen Glau­ben über sich selbst und die hier­mit ver­bun­de­ne Welt­sicht. Da­her kann kei­ne ein­zi­ge Me­tho­de oder Übung zum gewünsch­ten Er­geb­nis führen, das ist nicht möglich. „Nach In­nen zu ge­hen“ be­deu­tet: dich selbst, dein Sein und dein gan­zes Le­ben in Fra­ge zu stel­len; dein Bild von dir selbst, von al­lem, was du glaubst, das du seist, zu spren­gen. Was be­deu­tet das? Es be­deu­tet, daß man sich hin­set­zen muß und je­den Ge­dan­ken, den man denkt in Fra­ge stellt. Je­den! Daß man sich bei je­dem Ge­dan­ken so­fort fragt: Wie­so den­ke ich das? Und wie­so den­ke ich das so? Zeit­gleich muß man eben­falls das ei­ge­ne Han­deln in Fra­ge stel­len: Wie­so sa­ge ich dies? Warum ha­be ich mich auf die­se Wei­se ver­hal­ten und nicht an­ders? Als Grund­la­ge al­so die Fra­ge: Warum bin ich so wie ich bin oder an­neh­me zu sein? Je­den Ge­dan­ken und je­de Hand­lung bis zum Ur­sprung zurück zu ver­fol­gen, das ist die ein­zi­ge Auf­ga­be, die ein Er­geb­nis zei­tigt. Zu Be­ginn mag es et­was mühse­lig sein und frus­trie­rend, sich auf die­se Wei­se stets zu be­ob­ach­ten. Aber es trai­niert den „in­ne­ren Be­ob­ach­ter“ und man ist stets „auf der Hut“ – al­ler­dings nur, wenn ich mich zu der An­nah­me brin­gen kann, daß ich nicht zu hun­dert Pro­zent funk­tio­nie­re, wie ich funk­tio­nie­ren könn­te. Und wer stellt sich schon solch ei­ne Fra­ge?! Denn es ist ja die Es­senz mei­nes Seins, die ich hier an­zwei­fe­le oder viel­mehr „die Es­senz mei­nes Ge­wor­den-seins“ – ja, das trifft es bes­ser. Es geht al­so um die Fra­ge: Warum bin ich so wie ich bin? Und: Bin ich dies wirk­lich?!

Denken-Schalter_SNIPPINGNicht nur ist das An­fan­gen ein we­nig frus­trie­rend, son­dern all die Din­ge, die ich in die­sem Pro­zeß über mich selbst er­fah­re, über mein Ge­wor­den­sein und darüber, wie sich je­ne Schein­persönlich­keit auf­baut, al­les, was ich peu à peu zu­ta­ge förde­re, wer­den wei­te­re Frus­tra­ti­ons­wel­len auslösen. Warum soll­te ir­gend­je­mand sich so et­was an­tun? Warum soll­te je­mand frei­wil­lig sich qua­si in die Fol­ter­kam­mer be­ge­ben, um Herz und Kopf „los­zu­wer­den“? Das ist ab­surd. Der Schmerz des Un­er­trägli­chen muß groß ge­nug sein, um sich auf solch ei­ne Sa­che ein­zu­las­sen. Aber dann ist dies we­ni­ger ei­ne „Ent­schei­dung“ als ei­ne Not­wen­dig­keit – eben weil man kei­nen an­de­ren Aus­weg mehr se­hen kann, oder das Le­ben einen der­maßen enttäuscht oder ge­beu­telt hat, daß man plötz­lich ein win­zi­ges Licht am an­de­ren En­de des Tun­nels er­bli­cken kann (an­statt wie­der und wie­der zurück zum ur­sprüng­li­chen Tun­ne­lein­gang zu lau­fen, wo die ver­trau­te Grau­zo­ne schim­mert). Er­leb­nis­se, die einen zu­tiefst erschüttern, erschüttern im Kern und ha­ben die­se Kraft. Und wie­der: Wer sucht so et­was frei­wil­lig??! Nie­mand.

Das Auf­wa­chen ist im­mer bru­tal. Zwangsläufig muß es so sein, denn nie­mand, der all sei­ne Sin­ne bei­sam­men hat springt frei­wil­lig vom Bal­kon in den si­che­ren Tod – den Tod des Glau­bens über die ei­ge­ne Per­son.

Von da­her ha­ben ei­gent­lich Leu­te, die nicht un­be­dingt auf ei­ner „spi­ri­tu­el­len Su­che“ sind oft die bes­se­ren Vor­aus­set­zun­gen – eben weil sie kei­ne vor­ge­faßte Mei­nung ha­ben, ge­schwei­ge denn wis­sen, daß es so et­was gibt wie ein Auf­wa­chen oder ei­ne „Er­leuch­tungs-Hin­rich­tung“. All die spi­ri­tu­el­len Su­chen­den ha­ben hier eher einen klei­nen Nach­teil, da sie be­reits vor­ge­fer­tig­te Vor­stel­lun­gen mit­brin­gen: von ei­nem „Ort“, an den sie rei­sen möchten („Er­leuch­tung“/Auf­wa­chen) ver­knüpft mit ei­ner Vor­stel­lung, wie die­ses „Pa­ra­dies“ dann aus­schaut.

An­statt al­so sich die re­le­van­ten Fra­gen ins Fleisch (bzw. Hirn) zu trei­ben, kle­ben al­le an all die­sen unzähli­gen Me­tho­den und Übun­gen. Was je­der will, ist ei­ne „Er­leuch­tungs­pil­le“. Wir scheu­en uns nicht, be­stimm­te Stra­pa­zen auf uns zu neh­men und z.B. mor­gens um fünf auf­zu­ste­hen und kalt zu du­schen, oder die Ernährung auf ve­gan um­zu­stel­len oder was auch im­mer der Heils- oder Er­leuch­tungs­glau­be ge­ra­de ver­spricht; wir mal­trätie­ren un­se­ren Körper in der Hoff­nung und An­nah­me, dies sei ge­sund und würde früher oder später das gewünsch­te Er­geb­nis brin­gen. Und während wir die­se oder je­ne Übung/Me­tho­de ausführen, glau­ben wir, wir wären be­reits zu­min­dest halb er­leuch­tet: Ich fol­ge Je­sus/Bud­dha/Weight Wat­chers  ;-))  und bin da­durch be­reits qua­si fast wie die­se, fast am Ziel. Weil es ist ja ei­ne An­stren­gung, die ich un­ter­neh­me für et­was und das soll sich ja aus­zah­len. Ich bin ein bes­se­rer Mensch, wenn ich ei­ne An­stren­gung un­ter­neh­me und mich fie­sen Re­geln un­ter­wer­fe, und schon bin ich „bes­ser“ (al­so je­weils in die Rich­tung, in die ich ein „Bes­ser“ de­fi­niert ha­be) und gren­ze mich ab von all den an­de­ren – auch das ist ex­trem wich­tig, sonst würden wir die­se An­stren­gung gar­nicht erst un­ter­neh­men.

Doch nichts, nichts von al­le­dem ist da­zu an­ge­tan, das ei­ge­ne Selbst­bild zu spren­gen. Im Ge­gen­teil, ich ver­fes­ti­ge es bloß in ei­ner an­de­ren Rich­tung, er­set­ze mein ge­wohn­tes Bild durch ein an­de­res. Nichts von al­le­dem ist „falsch“ oder „ver­werf­lich“, man muß nur wis­sen, daß das Aus­tau­schen des Bil­des nicht zum Auf­wa­chen führt. Nichts, was ich je im Außen ände­re wird die­se Auf­ga­be über­neh­men, nichts; eben weil ganz gleich, was ich in die­ser Hin­sicht tu′, nach wie vor auf der 3D-Vor­stel­lung be­ruht, daß mein Le­ben im Außen stattfände. „Ände­re dich selbst“ heißt im Hin­blick auf ei­ne Er­leuch­tungs­er­fah­rung nicht, einen „an­de­ren Hut“ auf­zu­set­zen, ein an­de­res Kostüm an­zu­zie­hen, es be­deu­tet im­mer und über­all, nach in­nen zu ge­hen mit der im­merglei­chen Fra­ge im Hin­ter­kopf: Warum bin ich so, wie ich bin? Dies ist al­les, mehr ist nicht.

(Spax 26.4.14)

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Fußnoten

  1. Abra­ham ist ei­ne von Esther Hicks gechan­nel­te nicht­phy­si­sche En­tität. Bas­har ist ei­ne von Dar­ryl An­ka gechan­nel­te En­tität, die auf Es­sassa­ni/Es­ha­ka­ni be­hei­ma­tet ist.